Haut an Haut - Eine kurze Kulturgeschichte der Berührung
Abstand halten, Distanz wahren. Möglichst nichts angreifen – und wenn doch, danach Hände gründlich desinfizieren. Die aktuelle COVID-Pandemie hat uns zu Kontaktlosigkeit verdammt. Dabei muss man oft tasten, berühren, erfühlen, um zu begreifen. Berührungen sind nicht bloß eine sensorische Angelegenheit: das Gefühl von Haut an Haut berührt uns im Innersten. Berührungen sind lebenswichtig, wie Regisseurin Annebeth Jacobsen in ihrer kurzen Kulturgeschichte der Berührung begreifbar macht.
Eine Berührung kann Geborgenheit geben, Trost spenden oder Schutz bieten, sie kann elektrisieren und erregen. Der Tastsinn ist der erste Sinn, den ein Embryo ausbildet, lange bevor es sehen, hören oder riechen kann. Ein Mensch, der nicht berührt wird, verkümmert – sozial und körperlich.
Doch eine Berührung kann auch schmerzen, Ekel erregen, verletzen und verängstigen. Es ist das Dilemma der Berührung: Alle sehnen sich nach ihr – und fürchten sie zugleich.
In der Kulturgeschichte der Menschheit wird die Berührung zum wichtigen Gradmesser: Die Art, wie Menschen einander berühren – über verschiedene Kulturen und Epochen hinweg –, und die Weise, wie die Kunst das Spannungsverhältnis zwischen Nähe und Distanz auslotet, verrät viel über Lebensgefühl, Stimmungen und Werte einer Gesellschaft.
Die Kulturdokumentation taucht ein in das Phänomen Berührung und betrachtet es interdisziplinär aus dem Blickwinkel der Kunstgeschichte, der Geschichtswissenschaft, der Neurowissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaft. Sie trifft Künstler*innen, Denker*innen, Wissenschaftler*innen und ein Neugeborenes und nimmt mit auf eine Reise durch die Kulturgeschichte der Berührung – vom Friedenskuss bis zum Social Distancing.
Regie
Annebeth Jacobsen