Grace Bumbry singt „Carmen“
Mitte der 1960er Jahre interpretiert Grace Bumbry unter Herbert von Karajan die Carmen und wird zum Shootingstar der Opernwelt – und das als afroamerikanische Sängerin. Ihre Stimme, ihr Charisma und ihre Schauspielkunst machten sie zu einer Ausnahmeerscheinung und zu einer Wegbereiterin für mehr Diversität auf den Opernbühnen. Eine Sternstunde der Musik – und eine Hommage an die 2023 verstorbene Sängerin.
Ihre Karriere mutet fast wie ein Märchen an: Aufgrund der Rassentrennung konnte sie in den USA nicht einmal ihr Studium am St. Louis Institute of Music beginnen, obwohl sie bereits mit 17 Jahren einen Radiowettbewerb gewonnen hatte. Sie wurde aufgrund ihrer Hautfarbe nicht aufgenommen. Vor diesem Hintergrund muss man ihre späteren Triumphe sehen: Ihren Durchbruch feierte sie in Bayreuth, wohin sie Wieland Wagner für seinen „Tannhäuser“ holte. Die Presse dort feierte sie als „schwarze Venus“ und das begeisterte Publikum holte sie 40 Mal vor den Vorhang.
Die Rolle der Carmen – ihre Paraderolle – ist in der Perspektive heutiger Debatten nicht unproblematisch. Allzu leicht haftet ihr das Label „Femme fatale“ an, ohne zu reflektieren, dass schon diese Begrifflichkeit nicht der Realität, sondern einer Männerfantasie entspringt. Grace Bumbry, die diese Rolle mit bis dahin ungekannter Finesse interpretierte, hatte eine recht entspannte Haltung dazu: „Ich habe eine Make-up-Palette von Carmen bis Turandot. Man muss weiterdenken als nur die Hautfarbe, man muss überlegen: Wie mache ich diese Person glaubwürdig?“ Abseits der Bühne gab sich die Bumbry als Diva. Der Film nimmt Grace Bumbrys Carmen unter Karajan in den Fokus und gibt darüber hinaus viele Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit.
Wegbegleiter und Musikerinnen sprechen über ihre Zeit mit Grace Bumbry. Mit dem renommierten Gesangslehrer David Lee Brewer, der unter anderem Beyoncé coachte, besuchen wir ihre Wohnung in Wien.
Regie
Dag Freyer