Giacomo Puccini: Turandot
Niemandem will sie gehören. Jeder, der sie erobern möchte, muss erst drei Rätsel lösen. Gelingt das nicht, wird mit dem Leben bezahlt. Giacomo Puccinis letzte Oper „Turandot“ blieb unvollendet. Bis zuletzt konnte der Komponist keine Wendung für die finale Liebesszene finden.
Erst, als sein Freund Franco Alfano nach Puccinis Tod das von ihm noch skizzierte Finale zu Ende komponiert hatte, wurde die Oper 1926 uraufgeführt und zu einem bahnbrechenden Erfolg. Bis heute sind die Worte des Dirigenten Arturo Toscanini unvergessen, der nach dem bewegenden Lamento der Sklavin Liù die Hände senkte und sich dem Publikum mit den Worten zuwandte: „Hier endet die Oper, weil der Maestro an dieser Stelle verstorben ist.“
In der Traditionslinie der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts verwendete Puccini ein bis dahin unbekanntes Farbspektrum fernöstlicher Melodien und spürte Klängen des einstigen chinesischen Kaiserreichs nach. Gekonnt hat er Tragik und skurrilen Witz, pompöse Massenszenen und leidenschaftliches Pathos gegenübergestellt.
Das unerbittliche System der gefühlskalten Titelfigur Turandot scheint zwischen Zeremonie und Groteske erstarrt zu sein. Als Treibkraft fungiert die Menge, die wechselweise nach Blut schreit und um Gnade für die Verurteilten bittet. Sie wird zu einer unberechenbaren, gefährlichen Größe.
Die Wiener Staatsoper bringt Puccinis Opernblockbuster um Macht, Tod und Liebe in einer Neuinszenierung von Claus Guth, unter der musikalischen Leitung von Marco Armiliato, prominent besetzt mit Asmik Grigorian in der Titelpartie und Jonas Kaufmann in der Rolle des Prinzen Calàf heraus.
Orientierung beim wohl ältesten Thema tragischer Liebe, der unzertrennbaren Einheit von Eros und Thanatos gibt ORF-Kulturmoderatorin Teresa Vogl. Die Bildregie der TV-Aufzeichnung übernimmt Tiziano Mancini.