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Geniale Göttin - Die Geschichte von Hedy Lamarr

Bombshell - Die Hedy Lamarr Story

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Sie wurde als „schönste Frau der Welt“ vermarktet und als erste Nackte der Filmgeschichte skandalisiert - Hedy Lamarr, gebürtige Wienerin und Hollywood-Ikone.

Hedi Lamarr machte eine epochale Erfindung, für die ihr bis kurz vor ihrem Lebensende jede Anerkennung verwehrt blieb: Sie erklomm den Hollywood-Olymp und stürzte ins Bodenlose. Scheinbar ist alles über die gebürtige Wienerin gesagt und geschrieben worden. Die US-Filmemacherin Alexandra Dean tritt den Gegenbeweis an: In ihrer Dokumentation „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ gelingt es ihr, das intime Porträt einer Frau extremster Widersprüche zu zeichnen - eine brillante Denkerin von fataler Naivität; eine Rebellin gegen Klischees und Konventionen, die sich doch an männliche Erwartungshaltungen geschmeidig anzupassen verstand.

Hedy Lamarr, wie man sie kannte: wunderschön und begehrt
ORF/NFP Marketing/The Everette Collection
Hedy Lamarr, wie man sie kannte: wunderschön und begehrt

Sie wurde als Luxusgeschöpf gefeiert, als Inbegriff von Glamour. Eine Zuschreibung, die sie mit Spott und Verachtung quittierte: „Jedes Mädchen kann glamourös sein. Alles, was es zu tun braucht, ist still dazustehen und dümmlich dreinzublicken.“ Es war Hedy Lamarrs Schönheit, die ihr Türen öffnete, ihr aber noch viel mehr verbaute: Respekt und Anerkennung für ihren wachen Geist, ihren intelligenten Humor, ihren staunenswerten Erfindungsreichtum.

Hedy Lamarr im Labor
ORF/NFP Marketing/The Everette Collection
Hedy Lamarr im Labor

Hedwig Eva Maria Kiesler, wie sie eigentlich hieß, wuchs im Döblinger Cottage in einer großbürgerlichen jüdischen Familie auf. Schon als ganz junge Frau wollte sie gesehen werden, spielte eine kleine Filmrolle an der Seite von Heinz Rühmann und später Elisabeth von Österreich im Singspiel „Sissy“ als Zweitbesetzung von Paula Wessely. Berühmt wird sie mit dem tschechoslowakischen Film „Ekstase“, in dem sie für ein paar Sekunden nackt über die Leinwand flitzt. Hitler lässt den Film mit seiner jüdischen Darstellerin auf den Index setzen. Wenig später verlässt Hedy Lamarr Österreich Richtung England – nicht, um den Nazis zu entkommen, sondern ihrem despotischen Ehemann: Fritz Mandl war Rüstungsmagnat, der „Patronenkönig von Wien“, dessen jüdische Herkunft ihn nicht daran hinderte, mit Hitler Geschäfte zu machen.

Porträtfoto von Hedy Lamarr für den Foto-Reporter Alfred Eisenstaedt
ORF/NFP Marketing/©Diltz/RDA/Everett Collection
Porträtfoto von Hedy Lamarr für den Foto-Reporter Alfred Eisenstaedt

In London buchte Lamarr eine Überfahrt nach New York auf dem Luxusdampfer „Normandie“, wissend, dass Hollywood-Mogul Louis B. Mayer ebenfalls an Bord sein würde. Sie sorgt dafür, dass er sie in Tennisdress und Badeanzug zu sehen bekommt. Wenig später hat sie einen Vertrag über wöchentlich 500 US-Dollar in der Tasche. In den USA feiert sie schnell erste Filmerfolge – und möchte etwas tun für das Land, das sie aufgenommen hat. 1942 wird ihr gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil entwickeltes Torpedo-Steuerungssystem patentiert. Auf dem von ihr entwickelten System des Frequency Hopping basiert etwa die heutige Mobilfunk-Technologie.

Hedy Lamarrs Erfindung gilt als Grundlage aller kabellosen Kommunikation
ORF/NFP Marketing/Reframed Pictures
Hedy Lamarrs Erfindung gilt als Grundlage aller kabellosen Kommunikation

Doch das Patent verschwindet in den Archiven der US Navy. Sie solle sich ihr hübsches Köpfchen nicht zerbrechen und lieber Kriegsanleihen verkaufen, wird ihr beschieden. 1949 spielt Lamarr die weibliche Titelrolle in „Samson und Delilah“, einem der größten Kassenschlager des Jahrzehnts. Wenig später verliert sie ihr gesamtes Vermögen, als sie in Italien einen Monumentalfilm produziert und keinen Verleih findet. Sie zieht sich ins Privatleben zurück, heiratet einen texanischen Millionär – und plant ein Skiressort im damals touristisch noch nicht erschlossenen Aspen/Colorado – und legt so den Grundstein zum nachmaligen Society-Treff. Doch bei der Scheidung geht sie völlig leer aus und steht wieder vor dem Nichts.

Hedy Lamarr nach ihrer Festnahme
ORF/NFP Marketing/The Everette Collection
Hedy Lamarr nach ihrer Festnahme

Lamarrs Alter ist von Tragik geprägt: Zweimal wird sie wegen Ladendiebstahls verhaftet, zeitweise ist sie abhängig von der damaligen Modedroge Crystal Meth. Privataufnahmen zeigen eine von unzähligen Schönheitsoperationen zur Karikatur ihrer selbst entstellten Frau. Doch es gibt auch so etwas wie ein Happy End in Alexandra Deans Film – die späte öffentliche Anerkennung für ihre Erfindung. Für ihre Dokumentation bat Dean unter anderen Lamarrs Kinder und Enkelkinder vor die Kamera – und sie greift auf ein verschollen geglaubtes Tonband-Interview zurück, das die Schauspielerin dem „Forbes“-Magazin gegeben hatte.

Alexandra Dean mit Anthony Loder, Hedy Lamarrs Sohn
ORF/NFP Marketing/The Everette Collection
Alexandra Dean mit Anthony Loder, Hedy Lamarrs Sohn

So entsteht das lebendige Porträt einer warmherzigen und humorvollen Frau, die im hohen Alter auch noch Gelassenheit lernte.       

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