
Filmikonen – Magnum Photos und das Kino
Cinema through the eyes of Magnum
Am Anfang stand eine Affäre. Daraus entwickelte sich für einige fruchtbare Jahre eine Liebesgeschichte zwischen der harschen Welt der Fotoreportage und der glamourös-verführerischen Welt der Traumfabrik. Sophie Basseler erzählt in ihrer Dokumentation „Filmikonen. Magnum Photos und das Kino“, wie die Fotograf*innen der legendären Foto-Agentur Magnum den Blick auf Hollywood für alle Zeit verändert haben.

Schauspielerin und Model Isabella Rossellini eröffnet Basselers Film mit einem Geständnis: Ihre Mutter, Kino-Ikone Ingrid Bergman, war heftig in den Haudegen und Kriegsberichterstatter Robert Capa verliebt. Seine Fotografien von der Landung der alliierten Truppen in der Normandie sind Schlachtengemälde, haben die Anmutung von Standbildern aus monumentalen Hollywoodproduktionen.

Da Capa seiner Angebeteten Ingrid Bergman tief in die Augen schauen wollte, diese aber anderwärtig verheiratet war und einen Skandal fürchtete, reiste er 1946 unter dem Vorwand für das Life-Magazin zu fotografieren, ans Set von Hitchcocks «Berüchtigt». Das war der Beginn einer gewinnbringenden Liaison zwischen Facts und Fiction. Mit Capas Blick hinter die Kulissen entstand ein eigenes Genre: das Making of. 1948 gründete Capa gemeinsam mit Henri Cartier-Bresson und zwei weiteren Mitstreitern die Agentur Magnum, die vor allem die Unabhängigkeit der Fotoraf*innen durchsetzte.

Die Studioaufnahmen der späten 1940er-Jahre waren reine PR-Produktionen, perfekt retuschierte Inszenierungen aus Licht und Schatten. Die Magnum-Fotografen indes wollten die Wahrheit hinter der Behauptung entdecken, den Menschen hinter den Leinwand-Diven und -Göttern. Grundlage waren wechselseitiges Vertrauen und oft Freundschaften, die weit über eine Arbeitsbeziehung hinausreichten. So ließ sich Humphrey Bogart von Dennis Stock ohne sein Toupet fotografieren. Und er machte ihn mit einem aufstrebenden Schauspieler namens James Dean bekannt.

Zwei Monate begleitete Stock den Jungstar, fotografierte ihn, wie er Faxen machte und sich in Särge legte – und bannte letztlich die ungeheure Verlassenheit und Einsamkeit von Dean auf Film.

Marilyn Monroe, die in größtem Maß auf ihr Image Wert legte, lieferte sich rückhaltlos dem Objektiv der Magnum-Fotografin Eve Arnold aus. Da war plötzlich nicht mehr eine überlebensgroße Sexgöttin zu sehen, sondern eine kleingewachsene verletzliche Frau. Als Monroe „Misfits“ drehte, der letzte Film, den sie fertigstellen konnte, wurde ein ganzer Pulk von Magnum-Fotografen engagiert, um die nervösen Stars vor ihnen unbekannten Setfotografen zu schützen. Die Produktion war von Streits und Nervenzusammenbrüchen geprägt.

Danach zog sich Magnum weitgehend aus Hollywood zurück. Und fand in Großbritannien neue Motive – vier Musiker, die Massenhysterien auslösten: die Beatles.
Regie
Sophie Bassaler