Filmikonen – Magnum Photos und das Kino
Cinema through the eyes of Magnum
Am Anfang stand eine Affäre. Daraus entwickelte sich für einige fruchtbare Jahre eine Liebesgeschichte zwischen der harschen Welt der Fotoreportage und der glamourös-verführerischen Welt der Traumfabrik. Sophie Basseler erzählt in ihrer Dokumentation „Filmikonen. Magnum Photos und das Kino“, wie die Fotograf*innen der legendären Foto-Agentur Magnum den Blick auf Hollywood für alle Zeit verändert haben.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Chien-Chi Chang USA/New York, 21. Juni 2007. Magnum feiert seinen 60. Geburtstag im Museum of Modern Art. Die "Magnum-Gründer" David Seymour, Henri Cartier-Bresson und Robert Capa.](/program/221010kudo100~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Schauspielerin und Model Isabella Rossellini eröffnet Basselers Film mit einem Geständnis: Ihre Mutter, Kino-Ikone Ingrid Bergman, war heftig in den Haudegen und Kriegsberichterstatter Robert Capa verliebt. Seine Fotografien von der Landung der alliierten Truppen in der Normandie sind Schlachtengemälde, haben die Anmutung von Standbildern aus monumentalen Hollywoodproduktionen.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Robert Capa Regisseur Alfred Hitchkock betreute während der Dreharbeiten zu "Notorious/Berüchtigt" die Nahaufnahmen des Kameramanns an der Hand von Ingrid Bergman (die einen versteckten Schlüssel zu einem Weinkeller in der Hand hielt)](/program/221010kudo104~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Da Capa seiner Angebeteten Ingrid Bergman tief in die Augen schauen wollte, diese aber anderwärtig verheiratet war und einen Skandal fürchtete, reiste er 1946 unter dem Vorwand für das Life-Magazin zu fotografieren, ans Set von Hitchcocks «Berüchtigt». Das war der Beginn einer gewinnbringenden Liaison zwischen Facts und Fiction. Mit Capas Blick hinter die Kulissen entstand ein eigenes Genre: das Making of. 1948 gründete Capa gemeinsam mit Henri Cartier-Bresson und zwei weiteren Mitstreitern die Agentur Magnum, die vor allem die Unabhängigkeit der Fotoraf*innen durchsetzte.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Elliott Erwitt Fenelon College/Paris 1988. Jahrestreffen der Magnum-Fotografen](/program/221010kudo112~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Die Studioaufnahmen der späten 1940er-Jahre waren reine PR-Produktionen, perfekt retuschierte Inszenierungen aus Licht und Schatten. Die Magnum-Fotografen indes wollten die Wahrheit hinter der Behauptung entdecken, den Menschen hinter den Leinwand-Diven und -Göttern. Grundlage waren wechselseitiges Vertrauen und oft Freundschaften, die weit über eine Arbeitsbeziehung hinausreichten. So ließ sich Humphrey Bogart von Dennis Stock ohne sein Toupet fotografieren. Und er machte ihn mit einem aufstrebenden Schauspieler namens James Dean bekannt.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Dennis Stock USA. Fairmount/Indiana, 1955. James Dean in der Einfahrt zur Farm seines Onkels Marcus Winslow](/program/221010kudo106~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Zwei Monate begleitete Stock den Jungstar, fotografierte ihn, wie er Faxen machte und sich in Särge legte – und bannte letztlich die ungeheure Verlassenheit und Einsamkeit von Dean auf Film.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Elliott Erwitt USA/Nevada 1690. Filmset von "The Misfits/Misfits – Nicht gesellschaftsfähig" Regisseur John Huston, mit den US-Schauspielern Marilyn Monroe, Clark Gable, Montgomery Clift, Eli Wallach und Schriftsteller Arthur Miller](/program/221010kudo102~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Marilyn Monroe, die in größtem Maß auf ihr Image Wert legte, lieferte sich rückhaltlos dem Objektiv der Magnum-Fotografin Eve Arnold aus. Da war plötzlich nicht mehr eine überlebensgroße Sexgöttin zu sehen, sondern eine kleingewachsene verletzliche Frau. Als Monroe „Misfits“ drehte, der letzte Film, den sie fertigstellen konnte, wurde ein ganzer Pulk von Magnum-Fotografen engagiert, um die nervösen Stars vor ihnen unbekannten Setfotografen zu schützen. Die Produktion war von Streits und Nervenzusammenbrüchen geprägt.
![© ORF/Doc & Film International/Magnum Photos/Bruce Davidson Der italienische Filmregisseur Michelangelo Antonioni während der Dreharbeiten zu "Zabriskie Point", USA/Kalifornien 1968](/program/221010kudo108~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Danach zog sich Magnum weitgehend aus Hollywood zurück. Und fand in Großbritannien neue Motive – vier Musiker, die Massenhysterien auslösten: die Beatles.
Regie
Sophie Bassaler