
Falco - Helden von heute
Den Zeitgenossen mag es kein Trost sein, wenn es posthum über ihre Errungenschaften heißt, sie seien ihrer Zeit voraus gewesen. Dies trifft auch auf Falco und sein zweites Studioalbum „Junge Roemer“ zu, über das ein Großteil der Musikkritik urteilt, es sei sein bestes gewesen. Allein – nach dem Welterfolg von „Der Kommissar“ aus „Einzelhaft“ lag die Schallplatte außer in Österreich bleiern schwer in den Verkaufsregalen. Daran konnte auch der Musikfilm „Falco – Helden von heute“ nichts ändern, der zurecht gleichwohl als Pionierleistung wie als ikonisch gilt.
Im Auftrag des ORF verfilmten die „Torpedo-Twins“ Dolezal/Rossacher die ganze LP. Eine blutjunge Cordula Reyer, gerade auf dem Sprung zu ihrer internationalen Model-Karriere, kommt da in dem Mini-film noir „Brillantin´ brutal“ ebenso zu Ehren wie „Playmate“ Brigitta Cimarolli im legendären New Yorker Chelsea Hotel. Einer der vielleicht spektakulärsten Schauplätze: Der Flugzeug-Friedhof in Tucson/Arizona.

Ein ironisch-subversiver Text – wie vielfach behauptet der erste Deutsch-Rap überhaupt – und eine eingängige Hook-Line: mit „Der Kommissar“ aus seiner Debüt-LP „Einzelhaft“ landete Falco 1982 einen Welthit – und schnell lastete bleiern der Erfolgsdruck auf ihm. Monatelang schrieb er gegen seine Schreibblockade an – eines war klar: die neuen Songs durften kein Neuaufguss sein, ganz neue musikalische Wege wollte Falco gehen, einen internationalen Sound kreieren.

Als „Junge Roemer“ 1984 endlich erschien, surfte er auf der Woge des damaligen Zeitgeists und der „Wiener“, selbstdeklarierte „Zeitschrift für Zeitgeist“, überschlug sich entsprechend mit Hymnen. Das Album schnellte auf Platz eins der österreichischen Charts – und wurde international zum kommerziellen Totalflop. Dabei war die Platte opulent produziert, mit deutlichen Anklängen an David Bowies „Let´s Dance“ und wartete mit expressionistischen Texten auf, die einen hedonistischen Lebensstil propagierten: „Seht weißes Licht, seht nur Gefühl. Die Nacht gehört uns bis zum Morgen, wir spielen jedes Spiel“. Auf dem Coverfoto sieht man Falco in kühner Pose und in edles Tuch des damaligen Stardesigners Helmut Lang gehüllt. Vielleicht war alles ein wenig zu sehr poliert, sodass Rutschgefahr bestand. Bei der seinerzeit bahnbrechenden Verfilmung des gesamten Albums sieht man Falco jedenfalls nicht durchwegs mit „Brillantin´ Brutal“ pomadisiert, sondern schon auch einmal zerzaust als sympathischer Junge von nebenan.

Der brillante Videoclip mit Cordula Reyer ist eine Hommage an „Casablanca“ und eines der Highlights von „Helden von heute“. Und damit die arrogante Attitüde des Falken niemanden verprellt, ist der Opener des Films mit einem Warnhinweis versehen: A Parody. Not to be taken seriously“.

Das Räkeln und das laszive Züngeln der Frau Cimarolli in der Rolle von Falcos Gespielin muss man heute wohl auch mit ironischer Distanz sehen. „Helden von heute“ ist jedenfalls ein einzigartiges Zeitdokument, zu sehen anlässlich des ORF-Programmschwerpunkts „70 Jahre Fernsehen“.