Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production
Virtuelles Babymodell
dokFilm

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit

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Der Dokumentarfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck wirft einen verstörenden Blick auf eine technologische Entwicklung, die das Versprechen auf ewiges Leben neu verhandelt.

Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist so alt wie die Menschheit selbst. Heute, im Zeitalter künstlicher Intelligenz, scheint dieser Traum näher denn je. Mithilfe von KI, gigantischen Datenmengen und lernfähigen Algorithmen, rückt die digitale Simulation des Menschen in greifbare Nähe. Eine Entwicklung die uns die Gewissheit zu sterben, nehmen könnte.

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production/Jeffrey Johnson
Es steckt eine Menge Geld in dieser Industrie, deshalb kämpft jeder um seinen nächsten großen Durchbruch

Der Film begleitet Menschen, die versuchen das Unfassbare fassbar zu machen. Aus den digitalen Spuren Verstorbener rekonstruieren sie künstliche Persönlichkeiten, sogenannte Chatbots, die schreiben, sprechen und fühlen wie die aus dem Leben Geschiedenen.

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production/Jeffrey Johnson
In Südkorea hat ein Unternehmen einen virtuellen Klon eines verstorbenen Mädchens erstellt, damit seine Mutter ihm virtuell wiederbegegnen kann. Aber wie gesund sind solche immersiven Begegnungen mit den Wiedergängern der Toten?

In Südkorea begegnet eine Mutter in einer TV-Show dem digitalen Abbild ihrer verstorbenen Tochter. Sie versucht das virtuelle Kind zu umarmen, doch die Umarmung bleibt Illusion. Auch Joshua Barbeau aus Kanada trifft seine große Liebe wieder. Nicht im Traum, sondern im Chatfenster. Seine KI-generierte Jessica schreibt, flirtet, erinnert sich, suggeriert Nähe und lässt den Schmerz des Mannes für einen Moment verschwinden.

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production/Konrad Waldmann
Manche Dienste bieten an, nach dem Tod Videos an die Angehörigen zu schicken, andere analysieren den digitalen Fußabdruck von Personen und versuchen ihre Persönlichkeit zu replizieren - bis hin zu Avataren von Toten, die mit den Hinterbliebenen sprechen und interagieren können.

Gleichzeitig tüfteln Start-Ups wie „You, Only Virtual“ oder „Soul Machines“ in den USA und in Neuseeland an immer realistischeren Avataren. Sie sollen nicht nur schreiben, sondern auch sprechen, lachen und leben – aber eben nur scheinbar. Was als moderne, trostspendende Maßnahme gedacht ist, wirft gleichzeitig tiefgreifende Fragen nach Identität, Verantwortung und emotionaler Manipulation auf.

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production/Konrad Waldmann
Ein Mitarbeiter der Vive Studios wird von Kameras gescannt und als digitaler Avatar erstellt

„Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ beleuchtet die Ambivalenz dieser Entwicklung. KI ersetzt keine echten Abschiede oder Rituale, sie bietet lediglich eine Simulation von Transzendenz, eine Art digitalen Religionsersatz. Gleichzeitig eröffnet sie ein neues Geschäftsfeld, das durch Trauer und Erinnerung genährt wird.

Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit
ORF/beetz brothers film production/Konrad Waldmann
Stephenie hat Startups beauftragt, einen Voicebot-Klon ihres toten Vaters zu erstellen, damit ihre Urenkel weiterhin „persönlich“ mit ihm sprechen können. Ihre Tante Patricia will nicht, dass ihr toter Bruder ihr wie ein Engel erscheint: „Technik ist wunderbar. Aber wir sollten nicht Gott spielen.“

Die Filmemacher lassen nicht nur Betroffene zu Wort kommen, sondern auch Ethikerinnen, Theologen und KI-Spezialistinnen, die diese Ambivalenz reflektieren. Entstanden ist ein Film, der ein beunruhigendes, erschütterndes aber auch faszinierendes Bild einer Zukunft zeichnet, die längst begonnen hat.

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