Zum 75. Geb. v. Erik Schinegger am 19.6.2023:

Erik(A) - der Mann, der Weltmeisterin wurde

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Regisseur Kurt Mayer rollt in seinem Dokumentarfilm „Erik(A) – der Mann, der Weltmeisterin wurde“ ein faszinierendes Kapitel österreichischer Sportgeschichte auf.

Erika Schinegger
ORF/Kurt Mayer Film
Erika Schinegger

1966 geriet die Skination Österreich in Ekstase, als das 18-jährige Bauernmädchen Erika Schinegger im fernen Chile den Weltmeistertitel in der Abfahrt holte. Was damals nur Schinegger irgendwie ahnte, erwies sich bald darauf als Tatsache und schockte die Sportwelt: Das Naturtalent aus einem kleinen Dorf in Kärnten war in Wirklichkeit ein junger Mann, dessen Geschlechtsorgane in den Kinder- und Jugendjahren noch nicht eindeutig ausgeprägt waren. Als das Internationale Olympische Komitee Geschlechtskontrollen einführte, brach für Schinegger die Welt zusammen.

Erik Schinegger
ORF/Kurt Mayer Film/W. Sündhofer
Erik Schinegger

In einem Akt auch heute noch unglaublich anmutender Courage ließ Schinegger operativ sein Geschlecht „richtig stellen“, wie er es nennt, und begann danach, im Alter von 20 Jahren neu: als Erik. Erik fuhr weiterhin Skirennen, ehe er - die ehemalige Weltmeisterin - vom Österreichischen Skiverband unter dem Vorwand, der Medienrummel sei zu groß, kaltgestellt wurde.

Olga Scartezzini-Pall, Erik Schinegger
ORF/Kurt Mayer Film
Olga Scartezzini-Pall, Erik Schinegger

Als erfolgreicher Skischulbesitzer und Gastronom spricht Erik Schinegger in „Erik(A) – der Mann, der Weltmeisterin wurde“ offen und eloquent von seinen Erlebnissen – zu einer Zeit, als Intersexualität noch weitgehend unbekannt war und Geschlechtsumwandlungen von der Gesellschaft sehr skeptisch beäugt und von der Politik so gut wie gar nicht wahrgenommen wurden. Obwohl heute einigermaßen souverän, merkt man den ehemaligen Skifunktionären, dem damaligen Teamarzt und Journalisten, die im Film zu Wort kommen, ihre damalige Überforderung an. Einige sprechen diese Überforderung auch selbst an und erzählen von den damaligen gesellschaftlichen Umständen. Auch die Frauen in Schineggers Leben berichten über ihre Wahrnehmungen:

Erik Schinegger mit seiner Mutter
ORF/Kurt Mayer Film
Erik Schinegger mit seiner Mutter

Schineggers Mutter, seine Ex- und seine Ehefrau sowie seine Tochter sprechen über den Wandel von Erika zu Erik. Jugendfreundinnen erinnern sich an die gemeinsamen Tage der Kindheit und der Pubertät, und es kommt zu höchst emotionalen Begegnungen mit früheren Teamkolleginnen, die Jahrzehnte später immer noch erstaunt sind, dass aus einer Frau ein Mann wurde.

Karl Schranz, Erik Schinegger
ORF/Kurt Mayer Film
Karl Schranz, Erik Schinegger

„Erik(A) – der Mann, der Weltmeisterin wurde“ zeichnet das vielseitige Bild eines außergewöhnlichen Menschen mit allen Höhen und Tiefen; ein Bild von jemandem, der sein Schicksal auf eine Weise in die Hand genommen hat, die Respekt und Bewunderung abverlangt. Erik Schinegger und seine Geschichte bieten ein frühes Positivbeispiel für den Umgang mit nicht-binären Geschlechtsidentitäten (egal, ob temporär oder bleibend), über die bis heute gesellschaftspolitisch wenig Aufklärung besteht.

Regie
Kurt Mayer

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