Elfie Semotan
ORF/Navigator Film
Zum 80.GT von Elfie Semotan am 25.7.:

Elfie Semotan, Photographer

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„Trau – dich - doch“ lautete der Schriftzug unter einem Foto-Triptychon in den 1980er-Jahren. Das Sujet, eine junge Frau mit selbstbewusstem Blick in aufreizenden Dessous, war österreichweit plakatiert und von wütenden Feministinnen mit Boykottaufrufen gegen die werbende Wäschefirma beschmiert worden. Spätestens damals wurde die Fotografin der Serie zum so genannten „Household Name“: Elfie Semotan, eine Künstlerin, die es von Anbeginn verstanden hat, Werbung interessant zu machen, weil sie Grenzen ausreizt. Seit einem halben Jahrhundert agiert Semotan an der Schnittstelle von Werbung, Mode und Kunst. Anlässlich ihres 80. Geburtstags ist Joerg Burgers Porträt der Grande Dame der österreichischen Fotografie als dok.Film zu sehen.

Elfie Semotan
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Elfie Semotan

Der Film ist eine Hommage, nicht nur an eine große Künstlerin, sondern auch an die Passion des Fotografierens selbst. Über mehrere Wochen begleitete Regisseur Joerg Burger die unvermindert schaffensfreudige Fotografin bei ihrer Arbeit zwischen Wien, dem Burgenland und den USA. Dabei reflektiert Elfie Semotan im künstlerischen Dialog nicht nur ihr Werk, sondern auch ihr Metier, das sich radikal im Umbruch befindet.

Elfie Semotan zeigt einem Model eine Aufnahme
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Burger nimmt sich Zeit, Semotans Schaffensprozess zu dokumentieren, lässt die Bilder für sich sprechen. Kein Kommentar ist dazu notwendig. Er zeigt, wie die Fotografin mit Ex-Top Model Cordula Reyer alte Aufnahmen durchsieht, Bilder für Ausstellungen auswählt oder die Schönheit des Alters in Gestalt von Eni Mangold für die Ewigkeit bannt. Eine zärtliche Annäherung ist dies, wenn sie der Schauspielerin etwa die Haare richtet. Elfie Semotan zwingt die Menschen vor ihrem Objektiv nicht in Posen, sondern verlangt ihnen Haltung ab. Sie selbst verzichtet auf jede Attitüde, so auch auf klischeehafte Floskeln wie: „Flirte mit der Kamera. Ja, die Kamera liebt dich!“

Elfie Semotan fotografiert ein Model
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Ob sie schon immer Fotografin habe werden wollen, wurde sie oft gefragt, was sie stets mit einem gewissen Erstaunen quittierte: Es habe doch damals in dem winzigen Dorf, dem sie entstammt, niemand eine Kamera gehabt, wie wäre sie auf die Idee verfallen. Aber Künstlerin wollte sie werden. Die Stiefmutter schickte sie in die Gmundner Keramikfabrik, weil sie dort malen konnte. In Wien studierte sie Mode, übersiedelte nach Paris und führte dort Haute Couture vor, bevor sie hinter die Kamera wechselte.

Elfie Semotan bei der Arbeit
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Semotan sucht mit ihrem fotografischen Blick die Persönlichkeit hinter dem Menschen, den sie ablichtet. Und sie hält fest, was eigentlich gar nicht zu sehen ist – man erinnere sich an die tiefen Blicke in vertrackten Dreiecksbeziehungen, die sie in den 1980ern für eine Mineralwasser-Werbung festhielt und so ein Kultprodukt schuf. Und Regisseur Burger, der selbst sehr genau um die Macht des Blicks weiß, lässt in seiner Doku das Geschehen unverstellt wirken.

Regie
Joerg Burger

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