Die Hexen von Hollywood
Wir begegnen ihr in der Bibel, im Märchen, in uralten Mythen indigener Völker sowie auf der großen Kinoleinwand und dem Fernsehschirm: der Hexe. Ihre Darstellung im Film ist meist an althergebrachte Klischees gebunden. Entweder in Gestalt einer hässlichen, bösen alten Frau, die Schönheit und Macht begehrt oder einer schönen, verführerischen Femme fatale, die Männer mit ihren Reizen betört. Neben zahlreichen fantastischen Geschichten, okkultisch geprägten Horrorfilmen und Märchen wird auch die Geschichte der Hexenverfolgung oft zum filmischen Thema.
Regisseurin Sophie Peyrard beschäftigt sich in ihrem Dokumentarfilm „Die Hexen von Hollywood“ mit der Entwicklung der Hexe im Hollywoodfilm seit 1930. Zu Wort kommen Filmkritikerinnen, Hexenforscherinnen und Autorinnen, die das Thema vor dem Hintergrund des sozio-politischen Klimas der jeweiligen Ära betrachten. Anhand der unterschiedlichen filmischen Darstellungen der Hexe reflektieren sie die Rolle der Frau in der Gesellschaft über die Jahrzehnte hinweg. Ihre Analysen und historische Fakten untermalt die Filmemacherin Peyrard mit ausgewählten Ausschnitten aus der Filmgeschichte.
Eine der ersten Hexen in der Geschichte Hollywoods ist die böse Stiefmutter, die Walt Disneys „Schneewittchen“ den vergiften Apfel reicht. Sie ist ein gutes Beispiel für die simpel gestrickte Dualität, die vielen filmischen Frauendarstellungen anhaftet. Einmal abstoßend hässlich, das andere Mal anziehend schön repräsentiert sie in jedem Fall das abgrundtief Böse.
Sich nach irdischer Liebe sehnend oder hausfraulich-bieder sind die Hexen der 1940er- und 50er-Jahre. Zu dieser Zeit gilt für gewöhnlich die Mutterschaft als ideales Frauenbild. Hexen wie Veronica Lake in „Meine Frau, die Hexe“ geben schließlich ihre magischen Kräfte auf, um brave Ehefrauen und fürsorgliche Mütter zu werden.
In den späten 60er- und 70er-Jahren ändert sich das Bild der Hexe im Zusammenhang mit der Frauenbewegung und dem Ende des Produktionskodex in Hollywood im Jahr 1968. Mit Filmen wie „Carrie“ und „Rosemary´s Baby“ betritt in Zusammenhang mit dem Mainstream-Okkultismus und der Hexerei eine neue Generation von Hexen die Bühne. Moralisch komplexe Fragen über die persönliche Autonomie des weiblichen Körpers, die Grenzen von Sex innerhalb der Ehe und die Angst des Patriarchats vor dem Aufstieg der Frau in einer sich schnell verändernden Welt rücken damit in den Vordergrund.
In den 1980er Jahren sprengen sinnliche Sirenen wie „Die Hexen von Eastwick“ jeden Vorstadt-Puritanismus und in neuerer Zeit gibt sich die junge Hermine aus den „Harry Potter“ Filmen sehr strebsam und nerdig, aber auch mutig und selbstbestimmt. Angelina Jolie verwandelt sich zuletzt als „Maleficent“ von der vermeintlich bösen Fee zum gefallenen Engel.
Regie
Sophie Peyrard