
Die Grazer Gruppe
Alfred Kolleritsch hat den Begriff der „Grazer Gruppe“ erstmals in der Literaturzeitschrift „manuskripte“, deren Herausgeber er war, verwendet. Er war zentraler Wegbereiter für viele österreichische Literaten und zugleich selbst tiefschürfender Autor.

Die Geschichte dieser „Grazer Gruppe“ sei noch nicht erzählt worden, heißt es zu Beginn des gleichnamigen Dokumentarfilmes von Markus Mörth.

Er unternimmt diesen Versuch, indem er mit den Involvierten der ersten Stunde (u. a. Alfred Kolleritsch, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Klaus Hoffer und Wilhelm Hengstler) sowie einigen Fachleuten spricht und deren Aussagen mit Archivmaterialien ins Verhältnis setzt.

Von der Gründung des Forum Stadtpark 1960, dessen Mitgründer Alfred Kolleritsch war, bis zum Literaturnobelpreis für Peter Handke im Jahr 2019 reicht der Bogen, der nicht ausführlich auserzählt, sondern in Bruchstücken andeutungsweise sichtbar wird.

Regisseur Mörth beschreibt, wie es zu künstlerischen und politischen Widerständen kommen konnte, und, dass es in der „Grazer Gruppe“ von Anbeginn um mehr als nur kluge Menschen ging, die zufällig zueinander fanden. Man interessierte sich für materielle Orte „die bespielt werden“, Kommunikation „die streitet und nachdenkt“ und Unabhängigkeit „die zwischen Ausverkauf und Überleben stets aufs Neue errungen werden musste“. Ideen, die der Film umkreist und als eine Art Wolke beschreibt, die sich in Graz gebildet hat.

Der Dokumentarfilm „Die Grazer Gruppe“ zeigt nicht einen Stil oder eine Vereinigung von Autor:innen, die eine ästhetisch-politische Agenda verfolgen. Vielmehr steckt in dieser filmischen Auseinandersetzung mit der Literaten-Gruppe auch Material für die Gegenwart und Zukunft einer modernen Landeshauptstadt.
Regie
Markus Mörth