
Die Früchte des Lebens - der Maler Giuseppe Arcimboldo
Rosige Apfelwangen, die prononcierte Nase ist eine Birne und die geschwungenen Augenbrauen sind Getreideähren: So malte Giuseppe Arcimboldo vor mehr als 430 Jahren seinen langjährigen Dienstherren, den Habsburger-Kaiser Maximilian II. Selten ist die natura morta so quicklebendig wie in den Gemälden des Renaissance-Genies. Als Hofmaler schöpfte er aus dem Vollen, was Felder, Beete und Plantagen so an Obst und Gemüse hergaben.

Sein Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ ist rätselhaft und komisch zugleich – ein ständiges Vexierspiel: der Witz liegt im Detail, aber das große Ganze verblüfft. Nach seinem Tod im Jahr 1593 fiel er schnell in Vergessenheit, um in den 1920er-Jahren – wie durch ein mysteriöses Zeit-Raum-Kontinuum katapultiert - von den Surrealisten Man Ray, Salvador Dalí oder André Breton wiederentdeckt zu werden. Dass Arcimboldos Werk gewagt, subversiv und oft unheimlich ist, macht ihn bis heute für zeitgenössische Künstler:innen interessant, wie die Dokumentation von Benoit Felici deutlich macht.

Giuseppe Arcimboldo wurde im Frühjahr 1526 in eine renommierte Künstlerfamilie in Mailand geboren. Mit seinem Vater beteiligte er sich in der gemeinsamen Werkstatt an einem der kühnsten Bauvorhaben Europas – der Errichtung des Mailänder Doms. Noch in seiner Ausbildungszeit, mit 20 Jahren, hinterließ er an dem Monumentalbau Spuren: er schuf ein Buntglasfenster, das die Geschichte der Heiligen Katharina erzählt. Arcimboldo war das, was man heute als Shootingstar bezeichnen würde – im Alter von 23 Jahren wurde ihm der Titel Magister verliehen.

Mit der Gegenreformation wurde die Stimmung für experimentierfreudige Künstler wie Arcimboldo seitens der kirchlichen Auftraggeber zusehends rigider. So folgte er dem Ruf des römisch-deutschen Kaisers Maximilian II nur allzu gern nach Wien – im Alter von 36 Jahren war er im Machtzentrum des Heiligen Römischen Reiches angekommen. Obwohl als Porträtmaler engagiert, arbeitete er zunächst als höfischer Creative Director. Er stattete Feste, Turniere und Triumphzüge aus – Arcimboldo war der Special Effects-Designer seiner Ära.

Doch erst sein Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ machte ihn unsterblich. Mythologisch aufgeladen, waren dies die sogenannten Kompositköpfe staunenswerte Zeugnisse eines Künstlers, der seiner Zeit Jahrhunderte voraus war.
Regie
Benoit Felici