Der Schlaf - des Todes kleiner Bruder
Der Schlaf gilt als Schleuse zu unserem Unterbewusstsein und als Quell tieferer Erkenntnis. Und doch hat er in unserer schönen neuen Arbeitswelt deutlich an Prestige verloren. Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Philosoph*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen mit ihm – und immer noch birgt er ein Geheimnis. Nicht selten ist er von unangenehmen Störgeräuschen begleitet. Ohne ihn könnten wir nicht überleben – und doch gilt er als des Todes kleiner Bruder: der Schlaf.
In seiner wachrüttelnden Doku nähert sich Regisseur Stefan Wolner diesem alltäglichen und doch verrätselten Lebensbegleiter aus unterschiedlichsten Perspektiven: Was weiß die Forschung über den Schlaf und wonach sucht sie immer noch? Wie können wir unsere Träume steuern und warum sind diese seit der Antike ein zeitloses Thema? Und wie nützen Künstler*innen – von den Surrealisten bis zu heutigen Schlafperformer*innen – den Schlaf für ihre Werke?
Anne Glassner schläft gerne - und zwar öffentlich und mit einem gerüttelt Maß an Sendungsbewusstsein. „Vocal Naps“ nennt die Künstlerin ihre Performances, bei denen sie im Kollektiv mit bis zu zehn Protagonist*innen auftritt. An unterschiedlichen Orten wie Museen, Galerien oder vor dem Wiener Stephansdom legt sich die Künstlerin hin und – schläft ein. Ihre Kunst sieht sie als antikapitalistisches Statement: „Wir wollen damit ausdrücken, wenn wir vor allem in der City in einer Einkaufszone liegen, dann ist das auch eine sehr antikapitalistische Haltung. Wir entziehen uns dem aktiven Geschehen, dem Einkaufen. Wir legen uns einfach hin.“
Schon seit der Antike werden der Schlaf und der Tod miteinander in Verbindung gebracht. „Wir kosten jedes Mal, wenn wir tief schlafen das, was eigentlich den Tod bedeutet. Nämlich die absolute Abwesenheit gegenüber der Welt“, sagt Philosoph Murat Ates.
Martin hat eine Bleibe gefunden, viele Jahre war er obdachlos. Er zeigt Plätze in der Stadt, an die er sich früher zurückgezogen hat, um zu schlafen. Er beschreibt, mit welchen Strapazen er tagtäglich konfrontiert war, um einen verhältnismäßig sicheren und warmen Schlafplatz zu finden.
Schlaflosigkeit ist quälend – und ein grassierendes medizinisches Problem. In Stefan Wolners Doku beschreibt eine junge Frau, wie sie unter Schlafstörungen leidet, die sie seit ihrer Kindheit plagen. Der Schlafmediziner Tilman Keck erklärt, dass Schlafstörungen in allen Altersgruppen enorm zunehmen und begründet dies mit dem stetig steigenden Druck in unserer Leistungsgesellschaft.
Links:
- Anne Glassner
- Murat Ates
- Tilman Keck
- vocalnaps
- Schlaf
- Interessensgemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilm