Denkende Hände. Die Kunst der Familie Hoke
Im Englischen gibt es den Begriff „helping hand“, die hilfreich zupackende Hand, wenn Not am Mann oder an der Frau ist. Der Künstler Giselbert Hoke hatte gleich mehrerer dieser helfenden – und denkenden – Hände zur Seite: Seine Kinder Karma Eder, Armin Guerino, Clemens, Edmund und Tomas Hoke, die heute alle in künstlerischen oder kreativen Berufen tätig sind – ein familiäres Kunst-Kollektiv.
![© ORF/ORF-Kärnten Armin Guerino im Atelier Wien/Hietzing beim Malen](/220801kudo112~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Nötig war dies, weil Hoke im Zweiten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Blutjung gewann er den Wettbewerb zur Ausgestaltung der Klagenfurter Bahnhofshalle mit großformatigen Fresken, die bei ihrer Enthüllung für einen veritablen Skandal sorgten.
![© ORF/ORF-Kärnten Hoke-Werkhaus auf Schloss Saager bei Grafenstein](/220801kudo104~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
1961 erwarb er das schwer baufällige Schloss Saager in kärntnerischen Grafenstein, in dem er seinen Wohnsitz, Atelier und Werkstätte einrichtete. Bei der Restaurierung lehrte er seine Kinder, wie Kunst und Handwerk ineinandergreifen.
![© ORF/ORF-Kärnten Clemens Hoke und Armin Guerino beim Brennen einer Emailtafel in der Werkstatt/Schloss Saager](/220801kudo106~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Für ihren Film hat Regisseurin Barbara Frank Archivschätze gehoben und seine Kinder befragt, wie sie mit dem künstlerischen Erbe ihres Vaters umgehen. Zudem erzählt sie die Geschichte eines Mannes, der sich nicht einfach mit einem Defizit abgefunden hatte, sondern dieses mehrfach kompensierte.
![© ORF/ORF-Kärnten Tomas Hoke mit Installation „Kronos“ im Atelier Berndorf](/220801kudo110~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Als junger Künstler erhält Giselbert Hoke im Wettbewerb um die künstlerische Ausgestaltung des Klagenfurter Hauptbahnhofs den Zuschlag. Während der Arbeit lässt er keine neugierigen Blicke zu, ändert grundlegend das eingereichte Konzept, bei dem er sich an der Formensprache von Pablo Picasso orientiert. Wiederkehrendes Symbol der Macht in seinen Fresken ist das Kriegs-Pferd, das Menschen zertrampelt. Auf amtliche Weisung muss er das Projekt einstellen, erst durch die Fürsprache von Star-Architekt Clemens Holzmeister kann er die Arbeit fortsetzen. 1956, bei der Enthüllung der Fresken, kommt es zum Eklat. Ein Lesebrief-Schreiber fordert die Bombardierung des Bahnhofs, die Eisenbahner-Gewerkschaft verlangt deren Demontage.
![© ORF/ORF-Kärnten Karma Eder beim Resaturieren im Freskensaal/Schloss Saager](/220801kudo108~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
„Wir sind als Kinder für Vaters Arbeit verspottet worden“, schildert Hokes Tochter, die Restauratorin Karma Eder. Heute ist die Arbeit denkmalgeschützt. In seinem Umgang mit Kunst verzichtete Giselbert Hoke auf jede Pose, war vollkommen unprätentiös. „Denkende Hände – die Kunst der Familie Hoke“ ist ein Film über einen Homo Faber - einen Menschen mit der Fähigkeit, benötigte Werkzeuge selbst herzustellen.
![© ORF/ORF-Kärnten Clemens Hoke in der der Werkstatt](/220801kudo114~_v-epg__small__16__9_-b30663deff5630f32a0208e3ad4f8215ecfed184.jpg)
Ein Zugang, der sich bei seinen Nachkommen in unterschiedlichster Ausprägung zeigt.
Gestaltung
Barbara Frank