Denkende Hände. Die Kunst der Familie Hoke
Im Englischen gibt es den Begriff „helping hand“, die hilfreich zupackende Hand, wenn Not am Mann oder an der Frau ist. Der Künstler Giselbert Hoke hatte gleich mehrerer dieser helfenden – und denkenden – Hände zur Seite: Seine Kinder Karma Eder, Armin Guerino, Clemens, Edmund und Tomas Hoke, die heute alle in künstlerischen oder kreativen Berufen tätig sind – ein familiäres Kunst-Kollektiv.

Nötig war dies, weil Hoke im Zweiten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Blutjung gewann er den Wettbewerb zur Ausgestaltung der Klagenfurter Bahnhofshalle mit großformatigen Fresken, die bei ihrer Enthüllung für einen veritablen Skandal sorgten.

1961 erwarb er das schwer baufällige Schloss Saager in kärntnerischen Grafenstein, in dem er seinen Wohnsitz, Atelier und Werkstätte einrichtete. Bei der Restaurierung lehrte er seine Kinder, wie Kunst und Handwerk ineinandergreifen.

Für ihren Film hat Regisseurin Barbara Frank Archivschätze gehoben und seine Kinder befragt, wie sie mit dem künstlerischen Erbe ihres Vaters umgehen. Zudem erzählt sie die Geschichte eines Mannes, der sich nicht einfach mit einem Defizit abgefunden hatte, sondern dieses mehrfach kompensierte.

Als junger Künstler erhält Giselbert Hoke im Wettbewerb um die künstlerische Ausgestaltung des Klagenfurter Hauptbahnhofs den Zuschlag. Während der Arbeit lässt er keine neugierigen Blicke zu, ändert grundlegend das eingereichte Konzept, bei dem er sich an der Formensprache von Pablo Picasso orientiert. Wiederkehrendes Symbol der Macht in seinen Fresken ist das Kriegs-Pferd, das Menschen zertrampelt. Auf amtliche Weisung muss er das Projekt einstellen, erst durch die Fürsprache von Star-Architekt Clemens Holzmeister kann er die Arbeit fortsetzen. 1956, bei der Enthüllung der Fresken, kommt es zum Eklat. Ein Lesebrief-Schreiber fordert die Bombardierung des Bahnhofs, die Eisenbahner-Gewerkschaft verlangt deren Demontage.

„Wir sind als Kinder für Vaters Arbeit verspottet worden“, schildert Hokes Tochter, die Restauratorin Karma Eder. Heute ist die Arbeit denkmalgeschützt. In seinem Umgang mit Kunst verzichtete Giselbert Hoke auf jede Pose, war vollkommen unprätentiös. „Denkende Hände – die Kunst der Familie Hoke“ ist ein Film über einen Homo Faber - einen Menschen mit der Fähigkeit, benötigte Werkzeuge selbst herzustellen.

Ein Zugang, der sich bei seinen Nachkommen in unterschiedlichster Ausprägung zeigt.
Gestaltung
Barbara Frank