Das RSO bei den Salzburger Festspielen: Musik als Widerstand
Zwischen Hoffen und Zweifeln: In den 1940er-Jahren entstanden, ist Luigi Dallapiccolas ausdrucksstarke Kurzoper Il prigioniero (Der Gefangene) ein bewegendes Schlüsselwerk des Widerstands gegen den Faschismus. Eines jener vergessenen Werke, an das zu erinnern es sich lohnt. Die Illusion von Freiheit und Hoffnung in Zeiten eines totalitären Regimes stellt kein gutes Ende in Aussicht. Was in Luigi Dallapiccolas Einakter zunächst als Versprechen erscheint, ist eine ganz besonders perfide Art der Täuschung.
Planvoll und heimtückisch wird der Protagonist in die totale Ohnmacht getrieben. Immer wieder schürt der Wärter die Hoffnung auf Freiheit, was sich aber bald als schlimmste Folter überhaupt erweist, denn am Ende wartet doch nur der Scheiterhaufen. Dieses Gefühl der Haltlosigkeit wird in der Musik durch die erstmalige Verwendung der Zwölftontechnik in der italienischen Oper verstärkt.
Auch, wenn Dallapiccolas Il prigioniero in der Zeit Felipe II während der spanischen Inquisition spielt, erscheint die Darstellung korrupter Machtpolitik und menschlichen Leids erschreckend aus der Zeit gefallen und aktuell. Ein Gefangener, religiös und politisch verfolgt, bleibt namenlos und zeitlos. An jeden Ort, zu jeder Zeit könnte man ihn versetzen, denn Aufruhr, Umbrüche und trügerische Hoffnungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte.
In der konzertanten Aufführung eines der bedeutendsten Opern-Einakters des 20. Jahrhunderts singt der Österreicher Georg Nigl den Gefangenen, das ORF Radio-Symphonieorchester spielt unter der musikalischen Leitung von Maxime Pascal.
Für die Bildregie der ORF-Übertragung aus der Felsenreitschule zeichnet Leopold Knötzl verantwortlich.