Das Naturhistorische - Hinter den Kulissen eines Wiener Museums
In einem der Ausstellungsräume im Wiener Naturhistorischen Museum steht ein Grüppchen von Tierpräparatoren rund um ein riesiges „Stofftier“: eine ausgestopfte Giraffe – vier Meter hoch, über hundert Jahre alt, rissig und löchrig. Sie bedarf dringend eines Liftings in Werkstätten des Hauses. Doch der Weg dorthin ist lang und verschlungen.

In der Dokumentation „Das Naturhistorische“ ist das Kamerateam live dabei, wenn das betagte Tier sisyphusartig hinter die Kulissen des prachtvollen Museums manövriert wird.

Dort findet sich Regisseur Florian Gebauer in einer eigenen, der Öffentlichkeit verborgenen Welt wieder. Während die BesucherInnen in den oberen Geschoßen 40 Schauräume durchschreiten, befindet sich der Großteil der über 30 Millionen Objekte in jedem freien Winkel des Hauses verstreut – bis ins vierte Untergeschoss.

Über Monate fängt das Kamerateam den Alltag der Menschen ein, die hier forschen, bauen, ausstopfen, reparieren, sammeln und ordnen.

Anhand uralter Steine, Meteoriten, Knochen oder Skelette fördern die PaläontologInnen, EntomologInnen, ZoologInnen und VertreterInnen zig anderer Fachrichtungen immer wieder neue, kuriose oder gar sensationelle Erkenntnisse zutage.

„Neugier treibt uns an“, sagt etwa Anthropologin Doris Pany-Kucera. Alle hier erforschen „das Früher“ um „das Heute“ besser verstehen zu können. Sie möchte anhand von Knochenspuren nachweisen, wie oft eine Frau schwanger war. Sollte sich ihre Methode als erfolgreich herausstellen, könnten neue Kapitel uralter Familiengeschichten geschrieben werden. Dafür nehmen sie auch die Mühen der Ebene in Kauf, denn, so Kollegin Karin Wiltschek:

„Grundlagenforschung ist nicht sexy. Es ist beinharte Arbeit.“ Spricht’s und vertieft sich wieder in dieselbe.
Das Kamerateam begibt sich auch an die Außenstellen des Hauses, etwa zu den Ausgrabungen nach Hallstatt, wo Forscher immer wieder Uraltes zutage fördern und daraus Wissen generieren.

„Wenn ich offen bin für Fragen, dann kann ich Antworten finden, an die ich überhaupt nicht gedacht habe“, ist NHM-Direktor Christian Köberl überzeugt. Sein Credo sowie die Geschichten, Eindrücke und Anekdoten seiner MitarbeiterInnen sind es wohl, die vermeintlich Verstaubtes so lebendig und aktuell werden lassen. Sogar das große „Stofftier“, die Giraffe, erstrahlt am Ende dieses Films wieder frisch und staubbefreit – lebendig!
Regie
Florian Gebauer