
Dance On! Zwischen Applaus und Abschied
Es ist die Illusion der Schwerelosigkeit und zugleich ein romantisches Klischee: anmutige Luftwesen, die feengleich in Tüllröcken über die Bühne schweben. Wer an die Kunstform Tanz denkt, trägt unweigerlich Bilder von scheinbar endlos biegsamen Körpern voller Schönheit, Kraft und Jugend in sich. Doch der Eindruck täuscht. Tanzkunst ist körperliche Schwerstarbeit, dem Spitzensport vergleichbar – auch hier ist der Leistungsdruck enorm.

Das fordert seinen Tribut. Mit wenigen Ausnahmen haben die meisten Tänzer und Tänzerinnen mit 40 Jahren ihren Zenit längst überschritten. Nach und nach werden die Engagements weniger und der Körper macht die Strapazen nicht mehr so mit wie noch mit 20. Das Duett mit der eigenen Vergänglichkeit beginnt und ein möglicher Bühnenabschied wird absehbar. Doch das Aufhören ist ein schwieriger Prozess. Wer sich dem Tanzen als Profession vollkommen hingibt, kann nicht einfach damit aufhören, selbst wenn der Körper seine Grenzen aufzeigt.

In unserer Gesellschaft wird Altern immer noch als negativ gewertet. Der Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit zeigt, dass etwas vorbei ist. Doch gleichzeitig lässt das Mehr an Lebenserfahrung viele Tänzer und Tänzerinnen erst diese magische Strahlkraft entwickeln, die sie in jungen Jahren niemals erreicht hätten. In der Reife liegt ein künstlerisches Potenzial, das für viele Choreographinnen und Choreographen reizvoll ist. So werden tradierte Erwartungshaltungen an technische Perfektion und die Glorifizierung der Jugend zunehmend infrage gestellt.

Die Dokumentation begleitet die Ballettstars Friedemann Vogel (Erster Solist, Stuttgarter Ballett), Polina Semionova (Primaballerina, Staatsballett Berlin), William Moore (Erster Solist, Ballett Zürich) und Gesine Moog (Tänzerin im Dance On Ensemble) auf einem Stück ihres Weges. Alle vier gewähren persönliche Einblicke in ihre Tanzkarrieren und reflektieren über diese Zeit des Übergangs.
Regie
Henrike Sandner