Candide im MusikTheater an der Wien - Ein Blick hinter die Kulissen
Als Voltaire 1759 seinen Roman Candide schrieb, hatte das Erdbeben von Lissabon gerade den Glauben an die göttliche Ordnung gründlich erschüttert. Als Leonard Bernstein 1956 Voltaires Roman über den unverwüstlich optimistischen Titelhelden in eine satirische amerikanische Operette transformierte, befand sich die Welt mitten im Kalten Krieg.
Und auch heute, wo eine Krise die nächste jagt, beschreibt Candide die Ver- und Entrücktheit dieser Welt besser denn je. Das MusikTheater an der Wien bringt Bernsteins Werk im Jänner 2024 auf die Bühne seiner umbaubedingten Dependance in der Halle E des Wiener Museumsquartiers.
Der ORF durfte den Entstehungsprozess der neuen Inszenierung begleiten und gibt Einblicke in die unterschiedlichen Phasen der Produktion: von den szenischen Proben über das erste Zusammentreffen von Orchester und Solisten und Solistinnen, der Arbeit mit dem Chor, den Kostümanproben, der technischen Einrichtung des Bühnenbildes, den Bühnenproben bis hin zur Generalprobe.
Die amerikanische Regisseurin Lydia Steier gibt mit ihrer von dunklem Humor und Sarkasmus geprägten „Candide“-Inszenierung ihr Wien-Debüt. Bühnenbildner Momme Hinrichs stellt sich der Herausforderung, die unzähligen Orte, die Candide (Matthew Newlin) auf seiner abenteuerlichen Reise durch die Alte und die Neue Welt auf der Suche nach seiner Cunegonde (Nikola Hillebrand) durchstreift, zu visualisieren.
Ursula Kudrna wiederum greift in ihrem Kostüm-Konzept die Idee einer Zeitreise auf – und so müssen rund 300 Kostüme angefertigt werden, die eine stilistische Vielfalt vom 18. Jahrhundert bis hin zu einer dystopischen Zukunft widerspiegeln. Die Produktion ist eine brillant instrumentierte Hommage an die europäische Musikgeschichte, gespickt mit parodistischem Witz.
Mit Chefdirigentin Marin Alsop steht sogar eine Schülerin und Wegbegleiterin Leonard Bernsteins am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien.
Regie
Edith Hisch