Zum 90. Geb. v. Jean-Paul Belmondo am 9.4.2023: kulturMontag Spezial

Belmondo, der Unwiderstehliche

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Aus seinen Augen blitzt der Schalk und auch etwas Gefährliches. Die Boxernase, die vollen Lippen machten ihn nicht zum Beau, verliehen ihm aber Sexappeal. Als Jean-Paul Belmondo 1960 in Jean-Luc Godards „A bout de souffle – Atemlos“ auf der Leinwand erschien, hyperventilierten seine weiblichen Fans und hechelten die Kritiker vor Begeisterung. Später wandelte sich der Star der französischen Nouvelle Vague zum Actionhelden, der alle Stunts selbst erledigte – um danach noch eine zweite späte Theaterkarriere zu starten. Am 9. April wäre Frankreichs Schauspiel-Gigant 90 Jahre alt geworden. Die Doku „Belmondo, der Unwiderstehliche“ ist eine Hommage an „Bébel“, der in Frankreich längst im Rang eines nationalen Heiligtums steht.

Jean-Paul Belmondo
ORF/Upside Television

Belmondo, der Haudegen, in schwindelnder Höhe von einem Helikopter baumelnd, wie im Actionkracher „Der Puppenspieler“. Oder: Belmondo, der Nervige, der Zerquälte als Aushängeschild der französischen Nouvelle Vague. Wie kaum ein Zweiter schaffte er den Spagat zwischen Anspruch und Zerstreuung, zwischen Elitärem und Populärem.

Jean-Paul Belmondo boxend
ORF/Upside Television

Und dann war da noch Belmondo, der zornige junge Mann: als er bei seinem Abschluss am Pariser Konservatorium nicht die erwartete Auszeichnung erhielt, zeigte er der versammelten Jury den durchgestreckten Mittelfinger und verbaute sich so die Aufnahme an der Comédie-Française. Regisseur Bruno Sevaistre hat tief in den Archiven geschürft und seine Fundstücke zu einem Psychogramm eines der populärsten Schauspieler des 20. Jahrhunderts montiert.

Jean-Paul Belmondo
ORF/Upside Television

Sein erstes Vorsprechen ging kapital schief: als 17-Jähriger wurde er bei dem Schauspieler André Bruno vorstellig, konnte aber kein einziges Gedicht vortragen – und wurde mit Schimpf und Schande davongejagt. Mit 30 Jahren war er die heißeste Aktie in Frankreichs Filmindustrie: Godard, Claude Chabrol, Vittorio de Sica oder Philippe de Broca buhlten um ihn, er drehte mit den größten Sexsymbolen seiner Zeit: Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Claudia Cardinale.

Ursula Andress, Jean-Paul Belmondo
ORF/Upside Television
Ursula Andress, Jean-Paul Belmondo

Seinem Ruf als Schwerenöter machte er auch privat alle Ehre, sieben Jahre währte die Liaison mit Ursula Andress, für die er seine Frau verließ, später war Erotikstar Laura Antonelli seine Partnerin, noch im Alter von 70 Jahren wurde er – ein viertes Mal – Vater. Ab den 1970er-Jahren bewies Belmondo, dass er auch eine gute Hand für Geschäftliches hat – er produzierte seine Filme selbst, die meist zu spektakulären Kassenschlagern wurden.

In „Belmondo, der Unwiderstehliche“ kommen neben Bébel selbst auch Weggefährten wie Alain Delon und Alain Resnais zu Wort.

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