
Aufgetischt
Das Leithagebirge
Geprägt von einer wechselhaften Geschichte und voll von zauberhaft versteckten Plätzen ist das Leithagebirge eine 35km lange Hügelkette - und eine eigene Welt zwischen Burgenland und Niederösterreich. Die Gegend inspiriert Menschen, die wiederum kulturell und kulinarisch ihre Umgebung mitgestalten: Eine Begegnung mit Autorin Eva Schreiber, Kuratorin Waltraud Bertoni, dem Koch und Kunstsammler Max Stiegl, der Biobäuerin Angelika Unger, den Archäologen Thomas Kühtreiber und Michael Doneus und der Band Amerling.
„Aufgetischt“ quert und umrundet das Gebirge (oder den „Leithaberg“, wie die Einheimischen sagen) auf der Suche nach Menschen, die Inspiration in der Gegend finden und die kulturell und kulinarisch ihre Umgebung prägend gestalten.
In Winden am Neusiedler See lebt und arbeitet Eva Schreiber. Sie war früher Journalistin und schreibt jetzt Kurzgeschichten und Romane. Derzeit arbeitet sie an einem Buch, das auf der Briefesammlung ihrer Großmutter aufbaut. Sie kennt in der Gegend so ziemlich alle, die mit Kunst und Kultur zu tun haben, so auch die Witwe von Wander Bertoni, die quasi in seinem Vermächtnis, einer zum Ausstellungsareal umgebauten Mühle, lebt. Waltraud Bertoni und Eva Schreiber verbindet die Faszination mit den Arbeiten des verstorbenen Bildhauers, die Eva Schreiber fotografisch, Waltraud Bertoni als Kuratorin in Szene setzt.

Küchenchef, Weinbauer, Wirt und Kunstsammler. Max Stiegl vom Restaurant „Gut Purbach“ scheint die Welt und das, was sie bietet, voller Neugier in sich hinein zu trinken. Aus all diesem Wissen, all diesen Reizen, entsteht ständig Neues, sei es kulinarisch, künstlerisch, kulturell. Im Ortskern von Purbach baut er ein altes Bauernhaus um, weil dort künftig seine Kunstsammlung (von Miró über Richter bis hin zu hunderten Ukiyo-es) wohnen soll. Im Hof will er einen Wald pflanzen.

Angelika Unger ist eine junge Biobäuerin, die mit ihrem Vater einen Hof nahe Mannersdorf, auf der niederösterreichischen Seite des Leithagebirges, betreibt. Sie halten Rinder und Hühner, die auf einem riesigen Areal an der Leitha frei herumwandern dürfen. Obwohl ihre Großmutter immer versucht hat, ihr die Sache schmackhaft zu machen, hat sie erst als Erwachsene die Liebe zu den Wildkräutern entdeckt. Sie bringt Interessierten die Vorzüge von Giersch, Spitzwegerich, Rauke und Co. im Rahmen von Kräuterwanderungen nahe und kocht mit den Teilnehmern im renovierten aufgelassenen Kloster St. Anna im Naturpark „Die Wüste“.

Der Naturpark hat seinen Namen von der dort im Wald einst angesiedelten Wüstenei des Ordens der Unbeschuhten Karmeliter. Ein nobles Barockretreat, in das sich ausgewählte Mönche bei guter Führung phasenweise zurückziehen durften, bis es von Kaiser Joseph II. aufgelassen wurde und verfiel. Das Areal des Naturparks wird vom Bauhistoriker und Mittelalterarchäologen Thomas Kühtreiber seit Jahren intensiv beforscht. Dort findet man nämlich so ziemlich alles, was das Archäologenherz begehrt, auf kleinstem Raum - von der mittelalterlichen Ruine Scharfeneck über Mönchseremitagen bis hin zu hallstattzeitlichen Hügelgräbern. Entdeckt wurde die archäologische Vielfalt dort durch Zufall – bei einem Laserscanning Flug über die Gegend, bei dem man eigentlich nur neues Equipment testen wollte.

Die Musik der Band „Amerling“ von Christoph Amelin erinnert stilistisch an Ernst Molden, sie sinnieren singend über das Leben, die Liebe und Lokales wie Gelsen, die Ruine vom Scharfen Eck und böse Bademeister im Mannersdorfer Bad.