
Architektur muss brennen! Wolf D. Prix und Coop Himmelb(l)au
Er stellt Wände schräg, tauscht Waagrechtes gegen Senkrechtes und lässt Flächen wie Linien schier explodieren. Gefällig war die Architektur des Wolf D. Prix noch nie.

Längst zählt er zu den internationalen Superstars seiner Zunft, unterhält Ateliers auf drei Kontinenten und schuf Ikonen der Baukultur wie etwa den Neubau der Europäischen Zentralbank oder das Musée des Confluences in Lyon.

1968 war Prix Gründungsmitglied des Avantgarde-Trios Coop Himmelb(l)au, 1980 verfasste er das Manifest „Architektur muss brennen!“. Dies ist auch der Titel von Mathias Fricks Dokumentarfilm anlässlich des 80. Geburtstages eines ebenso Unermüdlichen wie Unbequemen.

Coop Himmelb(l)au, hinter dem poetischen Namen verbirgt sich ein durchaus kämpferischer Gestus: eine Architektur des zivilen Ungehorsams, „die blutet, die erschöpft, (…) die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Drehung reißt“. Aufbegehrend, rebellisch und konsequent unrealisierbar waren die Projekte in der Anfangsphase. Auf dem Bauplatz vis-à-vis der Kapuzinergruft planten sie ein Wohnhaus, das, von einem Rohr in Pfeilform durchbohrt, Gasflammen in den Himmel schicken sollte. In den Steinbrüchen Schwechat ließen sie durch Detonation von 60 Sprengsätzen einen „Staubraum“ entstehen.

Konsequent stiefmütterlich behandelt wurde Coop Himmelb(l)au lange Zeit just von der Stadt Wien, in der sie ihr Quartier bezogen hatten. Für die mutige Neugestaltung des Varieté Ronacher wurde das Büro zunächst gewonnen, dann viele Jahre lang vertröstet und schließlich von dem Projekt abgezogen. Doch schon 1988 landete Coop Himmelb(l)au im prestigeträchtigen New Yorker Museum of Modern Art mit der Werkschau „Dekonstructivist Architecture“. Zahlreiche internationale Ehrungen und weltweit beachtete Bauten folgten.

„Architektur muss brennen!“ führt zur BMW-Welt in München, der EZB in Frankfurt, dem Musée des Confluences in Lyon und dem spektakulären Museumsbau MOCAPE im chinesischen Shenzen, widmet sich aber auch kleineren Projekten wie dem Brotmuseum in Asten oder der Villa Soravia in Millstatt.

Regie
Mathias Frick