Zum 80. Geb. von Wolf D. Prix am 13.12.2022: kulturMontag

Architektur muss brennen! Wolf D. Prix und Coop Himmelb(l)au

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Matthias Frick spürt in seinem Film der Architektur des zivilen Ungehorsams nach.

Er stellt Wände schräg, tauscht Waagrechtes gegen Senkrechtes und lässt Flächen wie Linien schier explodieren. Gefällig war die Architektur des Wolf D. Prix noch nie.

Wolf D. Prix feiert im Dezember 2022 seinen 80. Geburtstag - an Ruhestand ist für ihn jedoch nicht zu denken
ORF/Navigator Film
Wolf D. Prix feiert im Dezember 2022 seinen 80. Geburtstag - an Ruhestand ist für ihn jedoch nicht zu denken

Längst zählt er zu den internationalen Superstars seiner Zunft, unterhält Ateliers auf drei Kontinenten und schuf Ikonen der Baukultur wie etwa den Neubau der Europäischen Zentralbank oder das Musée des Confluences in Lyon.

Besonders bei Nacht wird deutlich, was für einen ‚Landmark’-Charakter das Musée des Confluences mit seiner prominenten Lage in Lyons Zentrum hat
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Besonders bei Nacht wird deutlich, was für einen ‚Landmark’-Charakter das Musée des Confluences mit seiner prominenten Lage in Lyons Zentrum hat

1968 war Prix Gründungsmitglied des Avantgarde-Trios Coop Himmelb(l)au, 1980 verfasste er das Manifest „Architektur muss brennen!“. Dies ist auch der Titel von Mathias Fricks Dokumentarfilm anlässlich des 80. Geburtstages eines ebenso Unermüdlichen wie Unbequemen.

Das zunächst höchst umstrittene Musée des Confluences in Lyon hat sich bereits kurz nach der Eröffnung zum Publikumsmagneten entwickelt
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Das zunächst höchst umstrittene Musée des Confluences in Lyon hat sich bereits kurz nach der Eröffnung zum Publikumsmagneten entwickelt

Coop Himmelb(l)au, hinter dem poetischen Namen verbirgt sich ein durchaus kämpferischer Gestus: eine Architektur des zivilen Ungehorsams, „die blutet, die erschöpft, (…) die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Drehung reißt“. Aufbegehrend, rebellisch und konsequent unrealisierbar waren die Projekte in der Anfangsphase. Auf dem Bauplatz vis-à-vis der Kapuzinergruft planten sie ein Wohnhaus, das, von einem Rohr in Pfeilform durchbohrt, Gasflammen in den Himmel schicken sollte. In den Steinbrüchen Schwechat ließen sie durch Detonation von 60 Sprengsätzen einen „Staubraum“ entstehen.

Mit dem spektaktulären Dachausbau in der Wiener Falkestrasse konnten Coop Himmelb(l)au 1988 zum ersten Mal beweisen, dass ihre kühnen Entwürfe auch umsetzbar sind
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Mit dem spektaktulären Dachausbau in der Wiener Falkestrasse konnten Coop Himmelb(l)au 1988 zum ersten Mal beweisen, dass ihre kühnen Entwürfe auch umsetzbar sind

Konsequent stiefmütterlich behandelt wurde Coop Himmelb(l)au lange Zeit just von der Stadt Wien, in der sie ihr Quartier bezogen hatten. Für die mutige Neugestaltung des Varieté Ronacher wurde das Büro zunächst gewonnen, dann viele Jahre lang vertröstet und schließlich von dem Projekt abgezogen. Doch schon 1988 landete Coop Himmelb(l)au im prestigeträchtigen New Yorker Museum of Modern Art mit der Werkschau  „Dekonstructivist  Architecture“. Zahlreiche internationale Ehrungen und weltweit beachtete Bauten folgten.

Der Neubau der BMW Welt in München stellt als erstes Multi-Millionen Bauprojekt einen weiteren Meilenstein in der Geschichte von Coop Himmelb(l)au dar
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Der Neubau der BMW Welt in München stellt als erstes Multi-Millionen Bauprojekt einen weiteren Meilenstein in der Geschichte von Coop Himmelb(l)au dar

„Architektur muss brennen!“ führt zur BMW-Welt in München, der EZB in Frankfurt, dem Musée des Confluences in Lyon und dem spektakulären Museumsbau MOCAPE im chinesischen Shenzen, widmet sich aber auch kleineren Projekten wie dem Brotmuseum in Asten oder der Villa Soravia in Millstatt.

Die einzige Villa, die Coop Himmelb(l)au bisher realisiert hat, steht in Millstatt. Auftraggeber war die Familie Soravia
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Die einzige Villa, die Coop Himmelb(l)au bisher realisiert hat, steht in Millstatt. Auftraggeber war die Familie Soravia

Regie
Mathias Frick

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