Am Schauplatz

Die Armee der Unscheinbaren

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Eine Reportage über Menschen, die die Welt in Ordnung halten.

Man hört sie nicht, man sieht sie kaum, eigentlich bemerkt man sie nur, wenn sie nicht da waren. Weil dann beginnt die Welt langsam in Dreck und Chaos zu versinken. Tag für Tag sind zahllose Reinigungs-Trupps in Österreich unterwegs, unbemerkt und unbeachtet von der Öffentlichkeit, um die Basis für eine funktionierende Gesellschaft zu legen.

Wenn Michaela Schreck-Deon und ihr Team ihren Dienst antreten, sind die letzten Gäste einer Grazer Diskothek wohl erst vor kurzem bettschwer nach Hause gegangen. In aller Herrgottsfrüh entfernen sie die Spuren einer Party-Nacht. „Man bekommt mit unserer Arbeit einen kleinen Einblick in die Seele der Menschheit“, meint Frau Schreck-Deon, die Chefin der Reinigungsfirma „Blitzeblank“ während sie die Herren-Toilette reinigt.

Am Bild ist eine Dame mit langen Haaren, die gerade in Arbeitshandschuhen eine Tür putzt.
ORF
Michaela Schreck-Deon, Chefin von Blitzeblank

Einfach nur den Schmutz wegwischen ist im Reinigungs-Business zu wenig. In vielen Fällen geht es auch um Desinfektion oder Pflege von Oberflächen, wie etwa im OP-Saal oder bei empfindlichen Marmor-Böden. Schier unüberschaubar ist dafür die Anzahl der Reinigungs-Mittel. Das Rüstzeug für den Beruf erhalten angehende Reinigungsfachkräfte etwa in der Wiener Reinigungsakademie. Es seien die Reinigungskräfte, die einen wesentlichen Teil für eine gesunde Gesellschaft beitragen, sagt Christoph Guserl, Chef der Akademie. Herr Guserl ist gerade dabei einen U-Bahn-Waggon gehörig zu verschmutzen. Der Waggon wurde eigens im ersten Stock der Akademie nachgebaut, damit die Lehrlinge lebensecht trainieren können.

Am Bild ist Herr Guserl. Er pinselt Farbe auf die Haltestangen in einem U-bahnwaggon. Er bringt Verunreinigungen an, damit die Auszubildenden üben können, alles wieder sauber zu putzen.
ORF
Christoph Guserl, Chef Reinigungsakademie Wien

Mit dem Einsatz des falschen Mittels beziehungsweise des unpassenden Werkzeugs kann viel ruiniert werden. Deshalb verwendet Frieda, die Messnerin der kleinen Kirche in St. Magdalena in der Ost-Steiermark ausschließlich Straußenfedern, um die vergoldeten Preziosen am Altar abzustauben. Pfarrer Mario Brandstätter darf dabei nur assistieren, denn ihm fehlt die Ausbildung für diese Arbeit. „Das wunderbare an der Reinigung ist, sei sie innerlich oder äußerlich, dass man sie jeden Tag aufs Neue erfahren kann“, sagt er.

Am Bild ist eine grauhaarige Dame, mit einem Staubwedel, die in der Kirche auf der Leiter steht. Sie putzt die goldenen Altar-Teile. Neben ihr steht der Pfarrer.
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Messnerin Frieda und Pfarrer Mario Brandstätter

Am Schauplatz-Reporter Alfred Schwarzenberger begleitet eine Handvoll dieser stillen Heldinnen und Helden bei ihrer Sisyphus-Arbeit.