
Am Schauplatz
Illegal zwischen Ost und West
Vor 20 Jahre ist Aurica aus Moldawien (heutiges Moldau) nach Österreich gegangen, um dort mit Putzen, Bügeln und Babysitten viel Geld zu verdienen. Ihre Not hat sie in die Arme der Schlepper getrieben, die sie für tausende Euros in den wohlhabenden Westen brachten. Zwei Jahre nur wollte die damals 30-jährige in Österreich bleiben und mit dem dort verdienten Geld rasch ihr Haus fertig bauen. Doch schon 2004, bei ihrer Rückkehr ins Heimatdorf, kam das böse Erwachen. Aurica musste feststellen, dass ihr Mann Mischa ihr fremd wurde, und, dass das Geld längst nicht reicht. Als Mischa erfährt, dass sie erneut plant nach Österreich zu fahren, nimmt er sich das Leben. Weil die 32-jährige Witwe keinen anderen Ausweg weiß, nimmt sie wieder bei den Menschenschmugglern einen Kredit, um illegal in den Westen zu gelangen. Nach drei weiteren Jahren Schattendasein in Österreich kehrt Aurica 2008 nach Moldawien zurück und trifft auf beinahe erwachsene Kinder. Die beiden sind traumatisiert und wissen mit ihrer Mutter nur mehr wenig anzufangen. - Das Schicksal von Aurica und ihrer Familie ist typisch für zehntausende illegale Gastarbeiterinnen aus Osteuropa.

Heute, 20 Jahre später, reist Aurica ganz legal nach Österreich. Doch Aurica, 52, will wieder zurück in das kleine Dorf, in Moldau, denn ihr Haus ist fertig. Doch ihr Leben in der Illegalität, die harte Arbeit und die schmerzlichen Trennungen haben bei ihr Spuren hinterlassen. Mit Tochter Diana, heute 30, und Sohn Victor, 33, blickt sie zurück auf ihre zahlreichen Jahre in der Fremde. Victor, er lebt in Deutschland, ist für wenige Wochen gekommen, um im Dorf zu heiraten. Diana, sie ist bereits Mutter zweier Kleinkinder, arbeitet und lebt in Wien.
Eine Langzeitbeobachtung von Am Schauplatz-Reporter Ed Moschitz.