
Am Schauplatz
Alltag am Limit
Eine Reportage über Alleinerziehende zwischen Inflation und Überlastung
Jede fünfte Familie in Österreich besteht aus nur einem Elternteil und hat damit auch nur ein Haushaltseinkommen. Alleinerziehende sind besonders armutsgefährdet und kämpfen mit der alltäglichen Überlastung. „Wenn nur eine Person alles zusammenhält, ist es schwierig“, sagt Violetta. Sie lebt mit ihren vier Kindern im Südburgenland, zwei Söhne sind Autisten. Im Alltag bedeutet das einen vollen Terminkalender: Kindergarten, Schule, Therapien, Fußballtraining, Haushalt, Fahrtendienste usw. „Wenn ich zusammenbreche, bricht alles zusammen“.

In Salzburg ist Silke nach acht Jahren allein mit vier Kindern ausgebrannt. Obwohl sie arbeitet, würde sie ohne Sozialhilfe nicht über die Runden kommen. „Du brauchst heutzutage fast zwei Vollverdiener, damit es sich ausgeht. Und den zweiten habe ich nicht“, sagt sie. Um Geld zu sparen, kauft sie die Grundnahrungsmittel ausschließlich über der Grenze in Freilassing ein.

Die Probleme beginnen bereits nach der Trennung mit der Suche nach einer Wohnung: Im Burgenland hat Alexandra nach der Scheidung als Alleinerziehende keinen Kredit bekommen, um mit den Kindern im gemeinsamen Haus zu bleiben. In Wien hat sich Claudia bei 130 Wohnprojekten beworben und erst über den Verein JUNO eine Wohnung gefunden. JUNO arbeitet gemeinnützigen Bauträgern zusammen, um leistbaren Wohnungen mit passendem Grundriss für Alleinerziehende zu schaffen.
Am Schauplatz Reporterin Nicole Kampl dokumentiert den Alltag von Alleinerzieherinnen in Österreich in permanenter Belastung und zeigt, wie sie über die Runden kommen.