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Im Bild: Schild "Waffenverbotszone" Bahnhof Wien Nord, Praterstern.

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In der Verbotszone - Alltag auf den gefährlichsten Plätzen

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Eine Reportage über den Alltag an den gefährlichsten Plätzen Wiens.

Soziale Brennpunkte wie der Keplerplatz in Favoriten oder der Praterstern gelten als Hotspots von Gewalt und Kriminalität. Schauplatz-Reporter Ed Moschitz taucht ein in eine Welt voller Regeln, Vorurteile – und alltäglicher Gefahr.

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Zwei Frauen in Waffenverbotszone Favoriten: „Einmal Keplerplatz, immer Keplerplatz“.

Keplerplatz: Waffenverbotszone mit Konfliktpotenzial


„Sie brauchen sich ja nur umschauen, was hier los ist, seit die alle da sind“, klagt Herr Salvatore (72) auf der Favoritenstraße. Gemeint sind vor allem junge Männer aus Syrien, die sich zwischen Reumannplatz und Keplerplatz aufhalten – Orte, der durch Messerstechereien und Gewalt traurige Bekanntheit erlangten. Seit März 2024 gilt hier eine Waffenverbotszone. Die Polizei kontrolliert mit Überwachungskameras, zieht beinahe jeden zweiten Tag Waffen ein – Bußgelder bis zu 4600 Euro drohen. Neben jungen Syrern, berichten auch zwei Favoritnerinnen über ihre Zeit im Gefängnis wegen Drogen- und Gewaltdelikten. „Einmal Keplerplatz, immer Keplerplatz“, sagen sie.

Alkoholverbot in Floridsdorf


Am Bahnhof Floridsdorf wurde im Februar 2025 ein Alkoholverbot verhängt. Hintergrund: Eine Gruppe von rund 40 Stammgästen – meist österreichische Trinker – fiel durch Belästigungen und Straftaten auf. Heute sitzen einige von ihnen demonstrativ mit Bierdosen vor dem Bezirksamt, das außerhalb der Verbotszone liegt. Christian (54), seit früher Jugend auf der Straße, verteidigt den Protest: „Wir sind Floridsdorfer, das ist unser Amtshaus.“ Viele Anwohner hingegen fühlen sich durch die neu formierte Szene bedroht – und von der Stadtpolitik im Stich gelassen.

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Mike, 38, Waffenverbotszone Praterstern. War seit seinem 14. Lebensjahr nicht mehr clean.

Praterstern: Gewalt trotz Verbotszonen


Auch rund um den Praterstern gilt seit 2019 ein Waffen- und Alkoholverbot. Dennoch wurden seither 549 Waffen sichergestellt – 200 davon bei Österreichern. Mike (38) ist seit seinem 14. Lebensjahr Teil der Drogenszene. „Wenn du zur Polizei gehst, bist du ein Wamser“, sagt er. Der Handel mit Substitutionsmitteln sichert hier vielen das alltägliche Überleben.

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Schild "Alkoholverbotszone" Bahnhof Wien Floridsdorf.

Ob Alkohol- und Waffenverbotszonen tatsächlich mehr Sicherheit bringen, bleibt umstritten. Kritiker sprechen von Symbolpolitik. Befürworter sehen darin ein Mittel zur Eindämmung von Kriminalität. Fest steht: Strenge Regeln und hohe Strafen verändern zumindest das Bild – wenn auch nicht unbedingt die Realität auf der Straße.