Am Schauplatz

Beklatscht, bedroht, ausgebrannt

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Eine Reportage über das Gesundheitspersonal zwischen Pandemie und Personalmangel

Zu Beginn der Pandemie wurde das Gesundheitspersonal noch beklatscht, zwei Jahre später sind viele ausgebrannt und fühlen sich alleine gelassen. Spitäler in ganz Österreich haben Betten und Stationen gesperrt, in manchen wurden nur mehr Notfälle behandelt. „Wir waren oft in der Situation, dass wir operieren und helfen wollten, aber es nicht konnten“, sagt Nina Thurnher, Leiterin der Gefäßchirurgie im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien.

Pflegeassistentin Teresa Roscher hat während der Pandemie in einer Pflegeeinrichtung gearbeitet und wegen der enormen Belastung den Arbeitsplatz gewechselt. Heute arbeitet sie in einem Krankenhaus.
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Pflegeassistentin Teresa Roscher hat während der Pandemie in einer Pflegeeinrichtung gearbeitet und wegen der enormen Belastung den Arbeitsplatz gewechselt. Heute arbeitet sie in einem Krankenhaus.

Teresa Roscher hat die ersten Monate der Pandemie noch in einem Pflegeheim gearbeitet. „Die Bewohnerinnen und Bewohner sehen dich nicht mehr als Mensch, wenn du in Schutzkleidung zu ihnen kommst“, erzählt sie. „Du machst ihnen Angst.“ Roscher wechselte wegen der hohen Belastung in ein Krankenhaus. Sie ist Teil eines Foto Projekts des Krankenpflegers und Fotografen Günter Valda:  Unter dem Titel „Gesichter der Pandemie“ hat er Selfies von Gesundheitspersonal in der Coronakrise gesammelt und als Fotoband veröffentlicht.

Krankenpfleger und Fotograf Günter Valda hat Selfies von Gesundheitspersonal während der Pandemie gesammelt. Aus dem Projekt ist ein Fotoband entstanden.
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Krankenpfleger und Fotograf Günter Valda hat Selfies von Gesundheitspersonal während der Pandemie gesammelt. Aus dem Projekt ist ein Fotoband entstanden.

Lisa-Maria Kellermayr ist praktische Ärztin in Seewalchen am Attersee. Seit sie ein Video von einer Demonstration von Impfgegner/innen vor dem Krankenhaus in Wels im Internet veröffentlicht hat, bekommt sie Hassnachrichten. Nach einer Morddrohung im November bewacht jetzt ein bewaffneter Sicherheitsmann die Ordination. Rund 70.000 Euro hat sie für den Security und Umbauten wie Notfallknöpfe oder Kameras bis April ausgegeben, sagt Kellermayr, deren Situation sich bis heute kaum verändert hat: „Diese Drohungen sind wie Zähneputzen und gehören zu meinem Alltag.“

In der Praxis von Lisa Maria Kellermayr in Oberösterreich wacht seit November 2021 ein Personenschützer. Die Ärztin hatte eine Morddrohung erhalten.
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In der Praxis von Lisa Maria Kellermayr in Oberösterreich wacht seit November 2021 ein Personenschützer. Die Ärztin hatte eine Morddrohung erhalten.

Am Schauplatz-Reporterin Nicole Kampl war in Österreich unterwegs und zeigt, wie das Gesundheitspersonal mit Belastungen und Bedrohungen umgeht. Wie geht es denen, die das Wohl der anderen stets vor das eigene Stellen nach zwei Jahren Ausnahmezustand?