Am Schauplatz
Vergessene Generation
Die Jungen leiden unter der Pandemie besonders, da sind sich die Fachleute einig. Party, Reisen, Datings – alles war plötzlich weg. Auch keine persönlichen Kontakte mehr in der Schule oder auf der Uni. Mehr als ein Jahr mit Lockdowns und Ausgangbeschränkungen - gibt es jetzt eine „Corona-Generation“, die etwas verpasst hat, das einfach nicht mehr aufzuholen ist? Am Schauplatz-Reporterin Tiba Marchetti war in ganz Österreich unterwegs und dokumentiert, wie belastend die vergangenen Monate für Jugendliche waren.
„Mir wurde das Schönste der Schulzeit genommen“, sagt Marie aus Brunn in Niederösterreich, „der Maturaball und die Maturareise.“ Sie hat im Vorjahr maturiert, unter strengen Corona-Maßnahmen. Der Start an der Uni war holprig, ohne Kontakte und mit Online-Prüfungen. Sie wechselt ab Herbst die Studienrichtung.
Stillstand hat es für die 16-jährige Sabrina aus Tirol gegeben. Sie konnte nicht mehr kickboxen gehen, und damit waren auch ihre Freunde weg. „Ich wusste nicht, wohin mit mir. Ich habe begonnen, Essen abzuwiegen und Mahlzeiten auszulassen“, erzählt Sabrina. Sie ist in eine Essstörung gerutscht und war monatelang auf der Kinder-und Jugendlichenpsychiatrie im Tiroler Hall. Dort lernte sie wieder, einen Alltag zu leben. „Es gibt kleine Lichtblicke. Ich weiß wieder, dass das Leben lebenswert ist.“
Das Leben genießen - das wollen die meisten Jungen jetzt endlich wieder. Vor ein paar Wochen ist es auf dem Karlsplatz zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Hunderte Jugendliche sollten den Platz räumen, einige haben mit Flaschen geworfen. Das war bisher die Ausnahme. Selbst beim gemeinsamen Fußball-WM-Schauen auf den öffentlichen Plätzen war es friedlich. „Endlich wieder Partystimmung“, freut sich Carola. Sie sitzt vor einer riesigen Leinwand im Prater unter hunderten anderen jungen Menschen und öffnet sich eine Bierdose.