Alltagsgeschichte
Meine Oma fährt im Winter nach Mallorca
In der Alltagsgeschichte „Meine Oma fährt im Winter nach Mallorca“ aus dem Jahr 1993 nimmt uns Elizabeth T. Spira auf die Baleareninsel mit.
Die Gruppengymnastik an der Strandpromenade, der BH-Einkauf am Wochenmarkt, die bunten Abende in Skihüttenatmosphäre bilden den Hintergrund für Gespräche und Reflexionen, durch die sich Trauer und Verlust wie ein roter Faden ziehen.
Die ehemalige Soubrette Pipsi Hofer erinnert sich an ihre Glanzzeit auf der Bühne: „Hier bin ich nur die Barbara – den Namen habe ich mein ganzes Leben lang nicht so oft gehört wie da.“ Der 85-jährige Pepi singt das kommunistische Lied „Somos Hijos de Lenin“ (Wir sind Söhne Lenins) und erzählt von seinem Leben als Spanienkämpfer und KZ Überlebender. Fritz aus Berlin beklagt die Undankbarkeit der Spanier, schließlich hätte der Führer Francos Sieg ermöglicht und dem Tourismus den Weg bereitet.
So gibt es eben auch Schattenseiten im sonnigen Paradies: für den einen ist es der Mangel an vertrauter Kost - „ka Burenwiaschtl kriegt ma do, kan Pflasterhirsch“ (Pferdeleberkäse), während ein anderer mit der Überzahl deutscher Gäste hadert: „Einzeln san´s ganz lieb, aber in Massen sind sie nicht zu ertragen.“
Aber spätestens bei der nächsten Polonaise im Hofbräuhaus auf Mallorca, wo die Mariazeller Vagabunden aufspielen, sind die betagten Winterflüchtlinge aus Deutschland und Österreich wieder ein Herz und eine Seele.