Alain Delon, persönlich

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In seiner Dokumentation versucht Regisseur Philippe Kohly dem Geheimnis des Kinomagiers ein wenig auf die Spur zu kommen.

Augen, die etwas zu verbergen scheinen, die Aura des wortkargen Unnahbaren und seine fast unwirkliche Schönheit haben ihn zur Ikone des europäischen Films gemacht: Alain Delon. Er hat mit Regie-Titanen wie Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni oder Jean-Luc Godard zusammengearbeitet. Abseits der Leinwand machte er als Womanizer und Geschäftsmann sowie mit seinen Verbindungen zur Unterwelt von sich reden.

Alain Delon mit Rocco Vidolazzi im Film "Rocco e i suoi fratelli/Rocco und seine Brüder", 1960 unter der Regie von Luchino Visconti
ORF/Arte France/Screen Prod / Photononstop
Alain Delon mit Rocco Vidolazzi im Film "Rocco e i suoi fratelli/Rocco und seine Brüder", 1960 unter der Regie von Luchino Visconti

Woher diese Melancholie im Blick? Die Einsamkeit, die Alain Delon anhaftet, ist nicht gespielt. Sie steht ihm nicht im Weg, er sucht sie – sie ist seine Freundin. Im Alter von drei Jahren lassen sich seine Eltern scheiden, der kleine Alain landet zunächst bei Pflegeeltern, danach in ständig wechselnden Internaten. Mit 14 scheint seine Zukunft besiegelt: Er macht bei seinem Stiefvater eine Lehre zum Fleischhauer. Doch anstatt Fleischteile gekonnt zu zerlegen, meldet er sich zur Marine und zieht in den Krieg gegen Indochina. Seinen 20. Geburtstag verbringt im Militärgefängnis, weil er betrunken einen Militär-Jeep gestohlen und in einen Graben gefahren hat.

Alain Delon im Film "Plein soleil/Nur die Sonne war Zeuge", 1960 unter der Regie von René Clément.
ORF/Arte France/Screen Prod / Photononstop
Alain Delon im Film "Plein soleil/Nur die Sonne war Zeuge", 1960 unter der Regie von René Clément.

Das Image des Bad Boy und seine Schönheit stehen ihm nicht im Weg – sie öffnen ihm Türen. Eine um Vieles ältere Geliebte ist mit einem Produzenten verheiratet und verschafft ihm seine erste Filmrolle. Im neuen Metier fühlt er sich sofort «wie ein Fisch im Wasser», bewegt sich darin mit größter Selbstverständlichkeit. Und dann kommt Romy Schneider. Die multiple Sissi und der böse Bube werden für die Schnitzler-Adaption «Christine» zusammengespannt. Sie findet ihn «uninteressant», er sie «zum Kotzen». Doch bei den Dreharbeiten funkt es, vier Jahre bleiben die beiden dauerverlobt und die Yellow Press kann sich an ihnen nicht sattsehen.

Alain Delon im Film "La Piscine/Der Swimmingpool", 1968 unter der Regie von Jacques Deray
ORF/Arte France/Screen Prod / Photononstop
Alain Delon im Film "La Piscine/Der Swimmingpool", 1968 unter der Regie von Jacques Deray

Alain Delon wächst an neuen Aufgaben. Von René Clement, unter dessen Regie er «Nur die Sonne war Zeuge» dreht, erlernt er «die Wissenschaft des Schauens», all seine Emotionen in seinen Blick zu legen. Luchino Visconti bringt ihm und Romy bei, wie man sich auf einer Bühne bewegt. Dann endet die Beziehung mit Schneider und Delon heiratet Nathalie, seine Seelenverwandte, die seiner Mutter irritierend ähnlichsieht. Sohn Anthony komplettiert das auf Ewigkeit ausgelegte Familienglück, das zerbricht, als Anthony knapp vier Jahre alt ist. So wiederholt sich Alains Geschichte.

Abgesehen von einem wenig glückhaften Intermezzo in Hollywood, eilt Delon von Erfolg zu Erfolg – auch in der Rolle des Produzenten seiner eigenen Filme. Mit der neuen Gefährtin Mireille Darc richtet er sich auf einem 58 Hektar umfassenden Anwesen ein, samt künstlich angelegtem Teich und großem Park. Bis zu 25 Hunde nimmt Delon bei sich auf. Natürlich ist er das Alphatier.

Kurz gerät seine Karriere wegen seiner Bekanntschaft zu dem wegen Mordes angeklagten korsischen Ganoven François Marcantoni in Schieflage. Doch der Gangster wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ab den 1990er-Jahren wird Alain Delon zum erfolgreichen Geschäftsnamen, vermarktet Champagner, Brillen, Parfums und Uhren unter seinem Namen. 1985 erhält er endlich Frankreichs prestigeträchtigsten Filmpreis, den César.

Je älter Alain Delon wird, desto jünger sind seine Frauen. Mit der um 30 Jahre jüngeren Rosalie van Breemen bekommt er im Alter von 60 Jahren eine Tochter, ein paar Jahre später einen zweiten Sohn. Heute lebt Delon weitgehend zurückgezogen auf seinem Anwesen. 35 Hunden hat er auf seinem Grundstück Grabmale errichtet. Dahinter steht eine Kapelle. In der möchte er dereinst bestattet werden.

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