kulturMontag Zum 50.Todestag von Ingeborg Bachmann am 17.10.2023:

Ähnlichkeiten mit Ingeborg Bachmann

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Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann war eine Kultfigur ihrer Generation.

Sie war eine Dichterin, der vieles nachgesagt wurde: idealisierte Poetin, gefallene Lyrikerin, unverstandene Romanautorin. Ingeborg Bachmann wurde nur 47 Jahre alt, ihr Tod jährt sich heuer zum 50. Mal.

Ingeborg Bachmann in Berlin
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Ingeborg Bachmann in Berlin

Der Film von Angelika Kellhammer vereint viele unterschiedliche Stimmen:

Regisseur Michael Haneke. Er verfilmte 1976 Ingeborg Bachmanns Erzählung "Drei Wege zum See"
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Regisseur Michael Haneke. Er verfilmte 1976 Ingeborg Bachmanns Erzählung "Drei Wege zum See"

Bewunderer Michael Haneke, ihre Biografin und Freundinnen; erstmals spricht auch ihr Bruder Heinz Bachmann vor der Kamera und führt durch das Haus ihrer Kindheit in Klagenfurt, wo sich noch heute Ingeborg Bachmanns Habe befindet.

Heinz Bachmann, Bruder von Ingeborg Bachmann im Elternhaus in der Henselstraße 26, Klagenfurt
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Heinz Bachmann, Bruder von Ingeborg Bachmann im Elternhaus in der Henselstraße 26, Klagenfurt

Sie fürchtete sich vor Herrn Moll. Die Figur aus ihrer Erzählung „Das dreißigste Jahr“ steht für alle Bescheidwisser, für alle, die sich vermeintlich in der Welt auskennen, die mit der Macht Vernetzten um der Macht willen, die andere Menschen einordnen und ihnen ein negatives Urteil verpassen. Nicht selten, um Wachheit und Kritik dieser Menschen loszuwerden. Die Erzählung aus dem Jahre 1961 war nicht die erste, in der Ingeborg Bachmann das Unrecht thematisierte, das wir denjenigen antun, die wir vorschnell zu kennen glauben.

Bachmanns erste Schreibmaschine: ERIKA
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Bachmanns erste Schreibmaschine: ERIKA

Damals wusste Ingeborg Bachmann noch nicht, wie sehr sie selbst einmal in den Widerstreit von Stilisierungen, Idealisierungen, Gerüchten und Vorurteilen geraten würde: Sie war für Marcel Reich-Ranicki die „vielleicht bedeutendste deutschsprachige Lyrikerin unseres Jahrhunderts“, aber er nannte sie auch eine „gefallene Lyrikerin“, als sie es wagte, seinen Vorstellungen nicht zu entsprechen und Prosa zu schreiben.

Café Raimund, Museumstraße 6 in Wien, Literatencafé, der Kreis um Hans Weigel mit Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann trafen sich hier in den 50er-Jahren
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Café Raimund, Museumstraße 6 in Wien, Literatencafé, der Kreis um Hans Weigel mit Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann trafen sich hier in den 50er-Jahren

Der Film zeichnet auch die wechselvolle und von vielen Fehlurteilen und männlichen Ressentiments geprägte Rezeptionsgeschichte von Bachmanns Werk nach. Manche meinen, sie habe Hilflosigkeit bewusst eingesetzt, um männliche Beschützerinstinkte zu wecken. Anderen gilt sie als „Ikone des Feminismus“, wieder anderen als heulende Sirene der absoluten Liebe. Eine, die mit bedeutenden Schriftstellern wie Paul Celan und Max Frisch zusammen war, die Liebe tief auskostete bis zum Scheitern. Heinrich Böll sagte in seinem Nachruf über sie, man habe die Dichterin selbst „zur Literatur gemacht“.

Grab von Ingeborg Bachmann am Klagenfurter Zentralfriedhof Annabichl
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Grab von Ingeborg Bachmann am Klagenfurter Zentralfriedhof Annabichl

An den drei wichtigen Lebensstationen Klagenfurt, Wien und Rom versucht Filmemacherin Angelika Kellhammer zu verstehen,  warum das Schreiben für die Bachmann Berufung und unverzichtbarer Lebensinhalt war. Und warum es uns gerade heute etwas angeht. Ihre Auseinandersetzung mit der „Krankheit unserer Zeit“  bleibt aktuell, ihr Anspruch an Sprache, Kunst, uns alle, ist radikal und experimentiert mit nichts weniger als dem Paradoxon und der Utopie.


Regie: Angelika Kellhammer

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