Die dunkle Seite der Macht
Ein prominentes Beispiel für den Kampf um die Meinungsfreiheit ist der türkische Journalist Can Dündar. Der 54-jährige ehemalige Chef-Redakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, der auch als Autor, Dokumentarfilmer und TV-Moderator tätig ist, wurde er wegen seiner kritischen Berichterstattung inhaftiert und lebt seit 2016 im Exil in Deutschland.

2015 berichtete Dündar über Munition, die der türkische Geheimdienst MIT im Jahr 2014 per LKW an islamistische Milizen in Syrien geliefert haben soll. Unmittelbar danach stellte Präsident Erdoğan persönlich gegen Dündar Strafanzeige wegen des Verdachts auf Spionage und forderte darin lebenslange Haft. Seither gilt Can Dündar in der Türkei als Staatsfeind Nummer 1, steht er doch auf der Recep Tayyip Erdogans Liste seiner Widersacher. 2016 wurde der Journalist der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen für schuldig befunden und zu fünf Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Dündar legte Revision ein. 2020 wurde er in Abwesenheit zu 18 Jahren und neun Monaten Haft wegen Spionage und zu weiteren acht Jahren und neun Monaten wegen Terrorunterstützung verurteilt. Vom Vorwurf, geheime Informationen öffentlich gemacht zu haben, wurde er freigesprochen. Das Gericht ordnete Dündars Festnahme an. Seit 2016 lebt und arbeitet er in Deutschland. Dündars Situation wird als Symbol für die eingeschränkte Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gesehen, wo zahlreiche Medien verboten und Journalisten verfolgt werden.

In seinem neuen Buch „Ich traf meinen Mörder“ rollt Can Dündar seinen Fall erneut auf.
Der kulturMONTAG traf Can Dündar zum Gespräch.
TV-Beitrag: Katja Gasser