Unter Generalverdacht
Vor zwei Jahren, am 7. Oktober 2023 verübte die radikalislamische Hamas die überraschende Terrorattacke auf Israel. Der brutale Angriff richtete sich gegen die israelische Zivilbevölkerung, bei dem mehr als 1000 Menschen ermordet wurden. 250 israelische Staatsbürger, darunter Jugendliche, Kinder und ausländische Staatsangehörige wurden von der palästinensischen Terrororganisation nach Gaza als Geiseln verschleppt. Es ist das größte Verbrechen an Juden seit dem Holocaust. Seither wütet ein brutaler, nicht enden wollender Krieg gegen die Hamas. Mit der unverhohlen vorgetragenen Idee von Premier Benjamin Netanjahu, die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben, ist Israel zum Paria der Weltöffentlichkeit geworden.

In Hollywood ist das Unterschreiben des Boykottaufrufs begehrt, die Liste derer, die nicht mehr mit israelischen Filmemachern zusammenarbeiten wollen ist lang. Selbst Superstars wie Emma Stone oder Olivia Coleman haben mit 8000 anderen Kulturschaffenden den Boykott unterzeichnet. Auch in Europa werden israelische Künstler:innen unverhohlen abgelehnt. Jüngst wurde in Gent der israelische Dirigent Lahav Shani ausgeladen, hätte doch der Chef des Israel Philharmonic Orchestra sich nicht eindeutig von der grausamen Politik seines Landes distanziert. Vor einigen Tagen wurde der Auftritt des jüdischen Publizisten Michel Friedman, der im mecklenburgischen Klütz über Demokratie sprechen sollte gecancelt.

Auch Israels Teilnahme beim ESC sorgt für heftige Debatten bei den Nationen. Spanien, die Niederlande oder Irland wollen nicht daran teilnehmen, sollte Israel an Bord sein. Groß-Demos für Palästina, wie erst vergangene Woche in Wien, bei der 20 000 Menschen Sanktionen gegen Israel forderten stehen weltweit auf der Tagesordnung. Die Ächtung Israels scheint in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein.

Doch soll man wirklich das ganze Land pauschal boykottieren, wenn Machthaber in Gaza das humanitäre Völkerrecht brechen? Werden jüdische Künstler:innen automatisch in Sippenhaftung genommen, nur weil sie Juden sind. Ist Israels Kulturszene für Handlungen von Benjamin Netanjahus Kabinett verantwortlich? Darüber spricht Peter Schneeberger via Live-Schaltung mit der österreichischen Schriftstellerin, Historikerin und Journalistin Eva Menasse. Die 55-jährige Wienerin, die seit mehr als 20 Jahren in Berlin lebt, wird diesen November mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
TV-Beitrag: Harald Wilde