Jazz me if you can
Der eine war Dichter, ein Sprachakrobat, dessen Stimme ein akustisch-sinnfälliges Erlebnis war. Der andere ist Posaunist, Pianist, Komponist und auch noch Dirigent. Was die beiden eint – ihre intensive Liebe zur Musik, insbesondere zum Jazz. „Gedichte„, sagte der im Jahr 2000 verstorbene Ernst Jandl, “müssen gehört und sollten nicht nur gelesen werden“. Keine Frage, Jandl war ein Jazzer, die scats von Dizzy Gillespie haben ihn entzückt, und natürlich „scätscht“ auch er bei seiner fabula rasa. Außerdem hat der experimentelle Lyriker wichtige Anstöße zu neuen Gedichten durch Musik erhalten.

Anfang der 1980er Jahre hat Christian Muthspiel den Lautpoeten kennen und lieben gelernt, oft haben die beiden miteinander auf der Bühne gestanden. Posthum hat ihn der ihn Judenburg geborene Musiker mit der Soloperformance „für und mit ernst“ gewürdigt. Heute ein echter Muthspiel Klassiker, der mehr als einhundert Mal aufgeführt wurde. Anlässlich des 100. Geburtstags von Ernst Jandl am 1. August hat sich Christian Muthspiel mit seinem 17-köpfigen „Orjazztra“ eine neue Hommage ausgedacht.

„vom Jandln zum Ernst“ ist eine musikalische Annäherung an rund 20 Gedichte des Jubilars. Das Besondere daran: in dem Werk wird die Illusion eines gemeinsamen Live-Auftritts mit Jandl erzeugt, indem dessen aus verschiedenen Aufnahmen extrahierte Stimme als Hauptsolist agiert.

„jazz me if you can woman says to man sogt da maun zua oidn dazt mi woi fia deppad hoidn“ – das ist eine der Stanzen auf dem neuen Album, ein Programm mit dem Christian Muthspiel seine Abschiedstour einleitet. Denn Ende des Jahres will sich der vielseitige Musiker ins Privatleben verabschieden.
Bevor es so weit ist, besucht Christian Muthspiel Clarissa Stadler im kulturMONTAG Studio.
TV-Beitrag: Dietmar Petschl