
Der Beste im März 2025: Zach Williams
Der Titel führt auf eine falsche Fährte. „Es werden schöne Tage kommen“ (im Original: „Beautiful Days“) klingt nach Lektüre für den Ohrensessel, nach Indian Summer und einer verzweigten Familiengeschichte, die an beiden Küsten der USA und in einem Ferienhaus irgendwo dazwischen spielt.

Buchinfo:
Zach Williams: Es werden schöne Tage kommen
dtv
Weit gefehlt! Das Erstlingswerk von Zach Williams besteht aus dichten, unheimlichen Kurzgeschichten. Die Figuren führen durchschnittliche Leben, die plötzlich ins Dunkle kippen. Nach dem Unfalltod seiner Frau findet ein Mann nicht mehr zurück in die Spur. Er gerät in eine merkwürdige Gesellschaft um einen antikapitalistischen Guru, für den der Untergang nah ist: „Ökonomischer und technologischer Fortschritt sind eine Form des Massensuizids.“
Eine andere Geschichte dreht sich um einen Angestellten, der während eines Schneesturms nahezu allein im Büro ist. Außer ihm sind nur ein Kollege und der Mann vom Wachtdienst da, der nach verstörenden E-Mails an die Firma eingestellt wurde. Beide offenbaren ihm an dem Tag ungefragt ihre dunklen Seiten. Bis sich der Protagonist eingesteht, dass er um nichts besser ist als sie.
Die Meisterschaft von Zach Williams besteht darin, in Schwebe zu lassen, ob denn nun die verstörendgruseligen Parallelwelten, in die seine Figuren blicken, die Hölle sind - oder nicht vielmehr der Alltag, der aus Arbeit, Internet und meist oberflächlich bleibenden Beziehungen besteht.
Was seine Erzählungen von deutschsprachiger Literatur unterscheidet, ist der Verzicht auf Figurenpsychologie. Sie liefern keine Begründungen für ihr Handeln.
Umso stärker sind die atmosphärischen Bilder, die der Text malt. Sie zeigen ein düsteres, paranoides Amerika und Menschen, deren Leben von Ängsten und Wahnvorstellungen dominiert werden. Nur manchmal offenbart sich ihnen unverhofft und kurz so etwas wie Güte oder Liebe.
Schöne Tage? Das nicht, aber im Kühlschrank brennt noch Licht.
Text: Sebastian Fasthuber, FALTER