Das Tribunal der Moral
„Erst einmal denke ich nach, bevor ich etwas sage“, sagt Show-Legende Thomas Gottschalk und er ist nicht der Einzige, wenn es um gesellschaftspolitische Kampfthemen wie Wokeness und Political Correctness geht.
Diese Debatte scheint wieder Hochkonjunktur zu haben, nicht nur in Gottschalks Buch „Ungefiltert“, auch in Simon Verhoevens Komödie „Alter weißer Mann“. Während der Ex-„Wetten dass“-Moderator in seinem neuen Buch „Ungefiltert“ moniert, nicht mehr frank und frei sagen zu dürfen, was er eigentlich denkt, dreht sich in der starbesetzten Kinokomödie alles um ein Idiom, dass mittlerweile zum Inbegriff der toxischen Welt geworden ist.
Jan Josef Liefers spielt darin die Hauptrolle und will vom Genderstern bis zu sexuellen Identitätsfragen alles richtig machen. Scheitern vorprogrammiert. Mansplaining, Sexismus, Rassismus - wie steht es um unser gegenwärtiges Zusammenleben?
Die letzten Jahre waren geprägt von einer Aufbruchstimmung und dem Selbstbewusstsein vieler Minderheiten, gesellschaftlichen Wandel vor allem durch laute Töne und harte Forderungen voranbringen zu können. Die einen sahen darin die große Chance, die Machtverhältnisse umzukehren, die anderen eine große Gefahr einer Art woken Wutpropaganda, die das Bestehende zersetzen will.
Sollten wir für Entspannung zwischen den verhärteten Fronten sorgen, uns gegenseitig mehr zuhören und gemeinsam eine neue Sprache entwickeln, statt bloß in Filterblasen die eigene Sichtweise zu vertreten?
Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich die deutsche Schriftstellerin Jagoda Marinić für den Aufbau einer diverseren Gesellschaft. In ihrem neuen Buch „Sanfte Radikalität“ macht sie sich für einen behutsamen Wandel stark.
Der deutsche Philosoph Karsten Schubert attestiert der Identitätspolitik der letzten Zeit einen schlechten Ruf, und wirbt offensiv dafür, die identitären Verhärtungen hinter sich zu lassen.
TV-Bericht: Katja Gasser