Loriot macht froh

Zum 100. Geburtstag des großen Humoristen

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„Menschen sind an der Leine zu führen“, sagte einer, der auch heute noch zu den berühmtesten Humoristen im deutschsprachigen Raum zählt. Einer, für den „das Leben ohne Mops möglich, aber sinnlos“ war - Vicco von Bülow alias Loriot brachte mit seinen knollennasigen Herren Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner, dem Ehepaar Hoppenstedt oder als Ödipussi die Deutschen zum Lachen, weil er sie zeigte, wie sie sind. Ob mit perfiden Pointen, abgründigen Cartoons oder absurden Filmen - Loriot erreichte ein Millionenpublikum, ohne massenkompatibel zu sein.

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Ausstellungsansicht

Ein genialer Verwandlungskünstler, der Masken und Rollenspiele liebte und perfektionierte, der mit seiner ihm typischen trockenen Nonchalance den Deutschen ihr eigenes Ungeschick gegenüber allem Schönen, Gelungenen, Eleganten erträglich machte, der Erste, dem sie erlaubten, dass er ihre verklemmten Umgangsformen verlachte. Denn Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, Spross eines alten preußischen Offiziersgeschlechts tat es auf eigene Rechnung: In den Höllen der Peinlichkeit, die er sich ausdachte, schmorte vor allem er selbst und war sich dabei immer sein bester Darsteller.

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dpa/Ruddies
Vicco von Bülow und Evelyn Hamann auf dem Biedermeier-Sofa​

In den Anfangsjahren seiner Karriere dominierte die gezeichnete Persiflage auf Benimmfibeln und Ratgeberliteratur: Den Anfang machte 1955 sein „Unentbehrlicher Ratgeber für das Benehmen in feiner Gesellschaft“. Für alle erdenklichen Lebenslagen - in der Oper, auf der Rennbahn, beim Chef zu Hause, im Eheleben und bei der „Aufzucht“ des eigenen Nachwuchses – hatte Loriot, der „Antiknigge“ fatale Ratschläge zur Hand. Ein großer Menschenbeobachter, der einen ausgewiesenen Faible für „Kommunikationsgestörte“ hatte, wie er selbst einmal sagte.

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Herr Dr. Klöbner und Herr Dr. Müller-Lüdenscheidt beim Gespräch in der Badewanne

Unvergessen sein Sketch „Die Nudel“ aus dem Jahr 1977 mit seiner kongenialen Partnerin Evelyn Haman alias Hildegard, in dem Loriot seiner Angebeteten bei einem lauschigen Dinner einen Heiratsantrag machen will, der aber von einer hartnäckigen Nudel mitten im Gesicht vereitelt wird. „Bitte sagen Sie nichts“…

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"Die Nudel" ist einer der bekanntesten Sketche von Loriot und wurde erstmals am 16. Mai 1977 aufgeführt

„Das Komische ist man selbst“, befand Loriot. „Wer glaubt, Humor bestehe darin, sich über andere Leute lustig zu machen, hat nichts verstanden.“ Und er meinte: „Die Herstellung des Komischen ist ein kalter Vorgang. Man muss es also aushalten, sich selbst zu betrachten.“

„Gute Pointen haben kein Verfallsdatum“, bekundet Deutschlands Ulknudel Nummer 1, Otto Walkes, im kulturMontag-Interview und outet sich als jahrzehntelanger Loriot-Verehrer.

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Loriot-Fan Otto Walkes im Interview

Zum 100. Geburtstag des begnadeten Satirikers zeigt das „Caricatura“, das Museum für Komische Kunst in Frankfurt eine umfassende Retrospektive.

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Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt

Der kulturMontag mit einer Hommage an den König der Komödie.

TV-Beitrag: Florian Kölsch

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