Laura Freudenthaler
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Die Beste im Oktober 2023: Laura Freudenthaler

Brennende Welt als Bestseller

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Lange galt sie als Leerstelle in der Gegenwartsliteratur und als „Kassengift“ in den Buchhandlungen: Doch mittlerweile stürmt „Climate Fiction“ von Marc Elsberg bis T. C. Boyle die Bestsellerlisten. Mit „Arson“ der österreichischen Autorin Laura Freudenthaler ist nun ein rares Beispiel von Literatur erschienen, die dem Überleben in einer brennenden Welt eine poetische Sprache abringt.

Laura Freudenthaler
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Kann Literatur etwas erreichen, was Politik offenbar nicht schafft? Vermitteln, wie sich die kommende Klimakrise anfühlen wird? Wenn es um die Beklemmung, die bis ins Körperliche gehende Verzweiflung ob des Zustands der Welt geht, kann man bei „Arson“ getrost mit „Ja“ antworten: Der Roman, der diese Woche erschienen ist und in dem beginnenden Literaturherbst bereits als Highlight gefeiert wird, ist eine Aufzeichnung eines „nur mehr schwer Funktionieren-Könnens“ angesichts der Klimakatastrophe, die in „Arson“ allgegenwärtig ist.

Arson
Jung und Jung

Laura Freudenthaler: „Arson“
Erschienen am 28.08.2023
Jung und Jung

Die 1984 geborene Salzburger Autorin, die als eine der prägnantesten Stimmen ihrer Generation gilt, schickt hier eine Ich-Erzählerin und einen Experten für Wildfeuer in ein Szenario, in dem überall Brände lodern, in dem „keine Stunde des Tages Erleichterung bringt“. Was als Möglichkeit bleibt, ist nur das Aufzeichnen, das präzise Dokumentieren – von Freudenthaler, die hier immer wieder an Ingeborg Bachmann erinnert, mit ungeheurer Wucht und klaren Sätzen niedergeschrieben.

Nischenthema heute allgegenwärtig

Auch „Arson“ ist „Climate Fiction“, kurz Cli-Fi, selbst wenn sich dieses Label für manche seltsam anhören mag: Den Begriff gibt es seit den 2000er Jahren, früher wurde er nur auf Science-Fiction angewendet, die sich mit dem Klimathema beschäftigt, eine Sparte, die lange Zeit lieber in Distanz zur „hohen Literatur“ gehalten wurde. Seitdem die Thematik mehr im Gegenwartsroman durchschlägt, wird der – ohnehin immer vage Begriff – immer mehr für alles gebraucht, was die Klimakrise verhandelt, ohne Einschränkung auf „Epochenstil, Gattung oder Genre“, so die Definition des bisher einzigen Climate Fiction Festival 2020 in Berlin.

Text: Paula Pfoser

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