Chance oder Untergang?
Erst vor kurzem haben sich die Medien überschlagen, als Sir Paul McCartney einen „allerletzten“ Song der Beatles angekündigt hat. Darin sei die Stimme des bereits 1980 verstorbenen Pilzkopfs John Lennon zu hören. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz soll Johns Gesang aus einem alten Demo-Tape extrahiert worden sein, das Lied soll noch in diesem Jahr erscheinen. Ein PR-Gag von Sir Paul, um seinen opulenten Bildband zu vermarkten oder doch ein Statement eines mittlerweile 80-Jährigen, der keine Scheu vor neuen Technologien hat?

Es zeigt in jedem Fall, dass der Siegeszug von Künstlicher Intelligenz auch vor den legendären Fab Four nicht Halt macht und in der Musikbranche zurzeit heiß diskutiert wird. Die neuen Methoden werfen viele ethische Fragen auf und führen auch zu finanziellen Streitigkeiten. Einerseits eröffnen die facettenreichen Einsatzmöglichkeiten neue Wege, andererseits befürchten viele den Missbrauch geistigen Eigentums. Nicht ganz unbegründet, kamen doch in letzter Zeit einige Fake-Songs von Stars wie Eminem, Oasis oder auch Drake & The Weeknd auf den Markt.

Seit Mitte April geisterte etwa ein Clip durch die sozialen Netzwerke, auf dem Rapper Drake zusammen mit dem Sänger The Weeknd zu hören ist. Der Song „Heart on my sleeve“ wurde allerdings von dem Kanal „ghostwriter977“ auf der Kurzvideo-Plattform TikTok veröffentlicht und stammt nicht von den gefeierten Superstars, auch wenn die Stimme nahe am Original ist. Der Urheber des Songs stellt sich zwar schon längst auf eine Klage ein, nichtsdestotrotz will der anonyme „Künstler“ mit KI die Musikindustrie auf den Kopf stellen.

Vor kurzem warnte der britische Popstar Sting eindringlich, man dürfe nicht Maschinen die Kontrolle überlassen. Wird die Verteidigung des humanen Kapitals in den kommenden Jahren einer der wichtigsten Kämpfe im Musikbusiness werden?
Der kulturMontag über eine aufregende, wie beängstigende Entwicklung in der Musikbranche.
TV-Beitrag: Florian Kölsch