Die Mächtigen & die Ohnmächtigen
Eine Liebe zwischen permanentem Krieg, Fanatismus und dem Verlust der Heimat – welche Verheerungen totalitäre Regime unter Menschen anrichten, analysiert Shirin Neshat in ihrer mit Piotr Beczała und Elena Stikhina starbesetzten Inszenierung von Giuseppe Verdis „Aida“. Radikal will sich die iranisch – amerikanische Künstlerin in ihrer Neueinstudierung für die Salzburger Festspiele dem westlich-exotischen Stoff nähern.

Vor fünf Jahren debütierte die bildende Künstlerin und Filmemacherin mit der Geschichte über die Dreiecksbeziehung zwischen der Sklavin Aida, Radamès und Amneris bei den Salzburger Festspielen mit Superstar Anna Netrebko in der Titelpartie und Riccardo Muti am Dirigentenpult. Die Kritik feierte die russische Sopranistin für ihre starke stimmliche wie schauspielerische Leistung, Neshats Inszenierung allerdings wurde als unentschlossen und zu minimalistisch empfunden. Intendant Markus Hinterhäuser glaubt an die erzählerische Kraft der Exil-Iranerin und hat sie mit der Neuinterpretation beauftragt.

Neshats Arbeit dreht sich immer wieder um das Trauma die Heimat verlassen zu müssen, um den Schmerz von seinen Liebsten getrennt zu werden und um das Leben im Exil. Themen, die sich auch in Puccins Verdis Operndrama „Aida“ widerspiegeln.

Die Künstlerin und Regisseurin musste ihre Heimat im Alter von 17 Jahren aufgrund der Islamischen Revolution verlassen und konnte nie wieder zurückkehren. Nicht nur Bevölkerungsgruppen seien tief gespalten zwischen Befürwortern und Gegnern des Regimes, auch die Künstlerschaft sei es.

Das Gift der Spaltung wirke bis weit über die räumlichen Grenzen hinaus. Erst vor kurzem wurde ihr Landsmann, der mehrfach preisgekrönte Filmregisseur Jafar Panahi wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Über ihre Neuinszenierung, die Sehnsucht nach Heimat, über Ideologien und Propaganda spricht Clarissa Stadler mit Shirin Neshat live im Salzburger Landesstudio.
TV-Bericht: Barbara Pichler-Hausegger