Ein Vulkan der Emotionen
Vor drei Jahren inszenierte Barrie Kosky Offenbachs „Orphée aux enfers“ als höllischen Spaß bei den Salzburger Festspielen und feierte damit einen triumphalen Erfolg. Jetzt will er genau das Gegenteil machen, hat sich der australisch- deutsche Regisseur doch Leoš Janáčeks „Káťa Kabanová“ für die diesjährige Festspiel-Ausgabe vorgenommen.

Eine Oper, die schon lange auf seiner Wunschliste steht, hat er sie doch schon im zarten Alter von fünfzehn Jahren mit Begeisterung gesehen. Viel „Ergreifendes, Weiches und Gefühlstiefe“ sei in dem Stück, sagte der mährische Komponist über seine Arbeit an dieser 1921 in Brno uraufgeführten Oper. Das Libretto zu Káťa Kabanová basiert auf der tschechischen Übersetzung von Alexander Ostrowskis Schauspiel „Das Gewitter“ aus dem Jahr 1859. Eine Geschichte, die in einem kleinstädtischen, von wohlhabenden Kaufleuten beherrschten Milieu Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland spielt. In Janáčeks spätem Meisterwerk dreht sich alles um Káťa, die unter der Passivität ihres Ehemanns Tichon und unter der Dominanz ihrer Schwiegermutter leidet. Sie beginnt eine verhängnisvolle Affäre mit dem Kaufmannsneffen Boris.

Für Barrie Kosky ist diese Oper ein Vulkan der Emotionen. In seiner Inszenierung entwirft er ein beklemmendes Porträt einer in kleinbürgerlichen Konventionen eingesperrten Frau.

Der Deutsche Rufus Didwiszus entwirft ein faszinierendes Bühnenbild für die Felsenreitschule, das auf abstrakte und rätselhafte Weise die klaustrophobische Atmosphäre sichtbar macht. Für den Theaterenthusiasten Kosky habe Janáčeks Frauenoper die archaische Kraft eines griechischen Dramas.

Als musikalischer Leiter debütiert der tschechische Dirigent Jakub Hrůša.
TV-Beitrag: Susanna Schwarzer
TV-Tipp:
Die matinee zeigt am 15.8.2022 um 11.05 Uhr in ORF2 diese Produktion:
Leoš Janáček - Kát'a Kabanová