Die scheue Radikale
Sie gilt als Grande Dame der deutschsprachigen Schauspieler-Riege: Angela Winkler, von der der große Peter Zadek einmal sagte, sie verstehe den Sätzen eine eigene Qualität zu geben, bei ihr höre sich ein Text so an, als ob sie ihn erst auf der Bühne erfinden würde. Ob unschuldige, sensible, schüchterne oder komödiantische Rollen, stets flackert Leidenschaft in den Augen der deutschen Theater- und Filmschauspielerin auf.
Am Theater arbeitete sie mit Regisseuren wie Robert Wilson, Peter Stein, Claus Peymann oder Christoph Schlingensief zusammen. Mit ihren frühen Leinwandauftritten schrieb Winkler deutsche Filmgeschichte - unter anderem als Agnes Matzerath in Volker Schlöndorffs oscarprämiertem Film „Die Blechtrommel“ und in der Titelrolle der Heinrich Böll-Verfilmung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.

Bei den Salzburger Festspielen ist sie seit 1986 gern gesehener Gast, etwa in Klaus Michael Grübers Inszenierung der Uraufführung von Peter Handkes „Aischylos’ Prometheus, gefesselt“.
Seit dem Vorjahr spielt Angela Winkler Jedermanns Mutter und heuer ist sie zudem in der Marathon-Lesung von Dantes „Göttlicher Komödie“ zu erleben.

Dass Angela Winkler auch mit 78 Jahren noch für Überraschungen sorgt, stellt sie im „kulturMontag“ unter Beweis. Sie interpretiert live das Brecht Lied „Erinnerung an die Marie A.“ Schon 2011 hat sie das Chanson-Album „Ich liebe dich, kann ich nicht sagen“ aufgenommen, darunter Kompositionen von Schubert, Schönberg oder Sven Regener. Eigentlich wollte Angela Winkler schon immer Sängerin werden, Gesangsunterricht hatte sie allerdings nie. „Lieder sind so etwas wie die Großaufnahmen beim Film“, sagt sie, „man agiert ganz minimalistisch und hat doch im Idealfall große Wirkung.“