Zwischen Fräuleinwunder & Kampflolita

Quo vadis Volkstheater?

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Er hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für seinen Neubeginn wählen können – Kay Voges ist seit der Saison 2020/21 der neue Direktor am Wiener Volkstheater.

Stiegenhaus Volkstheater
APA / Herbert Neubauer

Nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten erstrahlt das Haus in neuem Glanz, allein die neuen Produktionen hatten bis dato gerade einmal einen Sternschnuppeneffekt. Dank der Pandemie, samt all den landesweiten Schließungen. Das Ende des vierten Lockdowns hatte der gebürtige Düsseldorfer für sein Haus zur Vorsicht gleich in den Jänner verlegt, vielleicht nach dem Motto neues Jahr – neues Glück?!

Kay Voges
APA/Hans Punz

Sein Programm versteht Voges als Reise durch gegenwärtige und neu gelesene Dramatik, als Grenzgang zwischen darstellender und bildender Kunst, als Entdeckungsfahrt durch musikalische und choreografische Produktionen, diskursiv wie partizipativ. Vor allem aber soll es das Publikum zur lustvollen Auseinandersetzung anregen.

Szene aus "Die Politiker"
Volkstheater/Marcel Urlaub
"Die Politiker"

Der Direktor höchstpersönlich brachte die österreichische Erstaufführung von Wolfram Lotz' „Die Politiker“ auf die Bühne, Susanne Kennedys „Drei Schwestern“ ist eine Übernahme aus München, mit „Kampf-L.O.L.I.T.A“ holte er Deutschlands Enfant Terrible Nummer 1, Jonathan Meese nach Wien und er gab mit „In den Alpen“ und  dem „Theatermacher“ den österreichischen Dichter*innen Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard Raum.

Szene aus "Der Theatermacher"
Volkstheater/Nikolaus Ostermann
"Der Theatermacher"

Radikal-Autorin Lydia Haider konnte Voges als Hausautorin gewinnen. Demnächst kehrt sogar Sisi zurück. Die Kaiserin von Österreich ist von den Toten auferstanden und der Mythos lebt – zumindest in der Theatercollage „Ach, Sisi“ des deutschen Autors und Theatermanns Rainald Grebe, der dem Habsburger Fräuleinwunder 99 Szenen widmet.

"Ach, Sisi"
Volkstheater/Marcel Urlaub
"Ach, Sisi"

Kay Voges' Plan: durch Mut und Waghalsigkeit Schönheit zu produzieren, ist doch Schönheit das, wofür man ins Theater geht. Doch das Wiener Volkstheater leidet unter dem Publikumsmangel und unter tendenziell schlechten Kritiken.

Besucher Volkstheater
APA/dpa-Zentralbild/Bernd Wüstneck

Die ersten 100 Tage der ersten vollen Saison brachte dem Haus bei 11 Premieren, 185 Veranstaltungen, Konzerten und Gastspielen eine Auslastung von gerade einmal 45,55 Prozent. Ernüchternde Zahlen, die die Alarmglocken schrillen lassen.

Der kulturMontag mit einer Bestandsaufnahme. Direktor Kay Voges ist live zu Gast im Studio.

TV-Beitrag: Julia Fellerer

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