Der verschwundene Weltenretter
Es ist das teuerste Gemälde der Welt und erzählt wohl eine der unglaublichsten Geschichten des Kunstmarkts. Ein wahrer Thriller ist der Dokumentarfilm „The Lost Leonardo“, der die abenteuerlichen Stationen des Gemäldes „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci – oder eben doch nicht von des Meisters Hand - verfolgt.
Seit der US-amerikanische Geheimtipp-Jäger Alexander Parish im Jahr 2005 den „Weltenretter“ bei einer Auktion in New Orleans aufgespürt und es gemeinsam mit dem Kunsthändler Robert Simon um gerade einmal 1175 US Dollar ersteigert hatte, sorgt das Bild nicht nur in Fachkreisen für Schnappatmung, sondern auch auf den Finanzmärkten. Echt oder unecht – kann es ein Leonardo da Vinci sein, von dem Kunsthistoriker aus sicheren Quellen wissen, er habe das Thema des Salvator Mundi gemalt?
Mit Dianne Modestini wurde die beste Expertin für Gemälderestaurierung beauftragt, das stark beschädigte Bild zu rekonstruieren. 2011 wurde das Bild erstmals in der Londoner National Gallery ausgestellt, zuvor von internationalen Leonardo-Experten begutachtet. Obwohl keiner der Fachleute um eine eindeutige Expertise gebeten wurde, ließ das Museum alle Zweifel links liegen und gab das Bild als echten Leonardo aus. Der Blue-Chip auf dem Kunstmarkt brachte den findigen Schweizer Geschäftsmann Yves Bouvier und den russischen Oligarchen Dmitrij Rybolowlew ins Spiel, ehe es 2017 zu der spektakulären Versteigerung bei Christie´s in New York kam. Für 450 Millionen Dollar ging das Bild wie eine schicke Aktie über den Ladentisch.
Seither rätselt die Welt nicht nur über den Käufer, der in dem saudischen Prinz Mohammed bin Salman vermutet wird, sondern auch darüber, wo das Bild sein könnte. Der Film des dänischen Regisseurs Andreas Koefoed rollt auch die geopolitische Dimension des Falls auf. Für Saudi-Arabien und auch Frankreich wurde der „Salvator Mundi“ zum Machtfaktor, wollte man doch die teuerste Entdeckung eines Alten Meisters im Louvre in Paris präsentieren. Gerade weil die Provenienz des Werks umstritten war und ist, konnte es zum Spielball um Gier und Macht auf dem Kunstmarkt werden.
Der Dokumentarfilm „The Lost Leonardo“ gerät zur packenden Fabel über das Verhältnis unserer Epoche zur Wahrheit, zum Geld und zur Macht.
TV-Beirag: Allegra Pirker