Der letzte Schrei

Der „Netflix-Effekt“ in der Mode

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Die eine stöckelt in Paris in einem knallroten Opera Coat, gelber Baskenmütze und gleichfarbigen Autofahrerhandschuhen gekonnt über das Kopfsteinpflaster, die andere in Tüllrock zum Ringelpulli samt glitzerndem „Baguette Bag“ von Fendi auf Manolo Blahniks durch die Straßen Manhattens und Lady Gagas Outfits aus dem heißen „House of Gucci“ versprechen wahrlich ikonische Fashion-Momente.

Lady Gaga als Lady Gucci
Universal Pictures

Très, très chic werden hier mit Nerzmütze, Perlen und raffiniertem Fransen-Cape die goldenen Jahre der Lady Gucci heraufbeschworen, die perfekt die Atmosphäre der 1970er- bis 90er-Jahre widerspiegeln. Wieviel Einfluss Film und Serien auf das Modekonsumverhalten und Trendgeschehen der Gegenwart haben, wird mit dem Film „House of Gucci“ oder der Netflix-Serie „Emily in Paris“, deren 2. Staffel kurz vor Weihnachten startet deutlich.

"Emily in Paris"
Netflix

Zwar wurde die Serie aus dem Jahr 2020 wegen der klischeegeballten Darstellung von Paris und der überladenen Looks heftig kritisiert, ging aber trotzdem als Trendsetter-Show des Jahres hervor und löste einen Boom an Suchanfragen nach Fischerhüten der Marke Kangol und Röcken des Labels Ganni aus, die beide zu Emilys Garderobe gehören.

"Emily in Paris"
Netflix

Während Gagas Vintage-Look in „House of Gucci“ schon vor dem Filmstart die Suchanfragen nach heiß begehrten Teilen bei der Plattform für Secondhand-Mode, Vestiaire Collective, um 25 Prozent ansteigen ließ, ist „Regencycore-Mode“, opulente Empire-Kleider oder Baby-Dolls aus der Romantik Serie „Bridgerton“ einfach etwas zum Wegträumen. Nachdem sich die Mode-Welt im vergangenen im Ausnahmezustand befand – angesichts ausgefallener Fashion Weeks, abgesagter Events und geschlossener Stores – zeichnet sich nun ein sanftes Erwachen ab und eine wiederbelebte Freude an außergewöhnlichen Designs und kunstvollen Kreationen.  

Lady Gaga in Gucci Fransencape
Universal Pictures

Mit markanten Buzzwords kennt sich auch die Autorin und Trendforscherin des Frankfurter Zukunftsinstituts, Oona Horx-Strathern, aus. In ihrem „Home Report 2022“ schreibt sie über den sogenannten „Netflix-Effekt“. Denkt man an Audrey Hepburns kleines Schwarzes in „Frühstück bei Tiffanys“ oder an Marilyn Monroes weißes-heisses Kleid in „Das verflixte 7. Jahr“ – erscheint das nicht wirklich neu, denn schon seit Jahrzehnten prägen Filme den Geschmack des Mainstreams. Und doch hat sich im 21. Jahrhundert etwas verändert, analysiert die irisch-deutsche Trendforscherin. Denn neue Serien erscheinen am laufenden Band, ganze Staffeln können in einem Schwung durchgesehen und die ersten Eindrücke in Sekundenschnelle auf Social Media geteilt werden. Und so taucht man ein in die Universen von „Carrie“, „Emily“ & Co und wird sozusagen zum Mitbewohner.

Der kulturMontag mit einem kleinen prêt-à-porter für die Couch von der Geschichte bis in die Gegenwart.

TV-Beirag: Lillian Moschen

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