BuchTIPP
Franz Kafka als Zeichner? Lange Zeit war diese andere Seite des Schriftstellers weitgehend unbekannt, denn der Großteil seiner Zeichnungen lag bis vor zwei Jahren in einem Zürcher Banksafe verborgen.
Als Franz Kafka 1924 starb, bat er seinen Freund Max Brod alles „Geschriebene oder Gezeichnete“ zu verbrennen - Max Brod widersetzte sich diesem Willen bekanntlich und veröffentlichte Kafkas Schriften, hielt das zeichnerische Werk jedoch großteils zurück. Dieser Teil des Kafka-Nachlasses ging später an Brods Sekretärin Esther Hoffe. Nach Hoffes Tod im Jahr 2007 entbrannte ein Rechtsstreit um das Erbe, der erst 2019 zu Gunsten der Israelischen Nationalbibliothek ausging.
In dem Band „Kafka. Die Zeichnungen“ ist Kafkas zeichnerisches Werk erstmals in seinem ganzen Umfang zu sehen. Illustrationen seiner Texte darf man sich jedoch nicht erwarten, denn der Großteil ist vor seinem literarischen Werk entstanden.
Mit wenigen, aber präzisen Tusche- und Bleistiftstrichen hat Kafka ebenso groteske wie berührende Figuren skizziert, die im Stil an große Künstler wie Oskar Kokoschka oder Edvard Munch erinnern. Wer weiß: in einem Paralleluniversum wäre Kafka vielleicht als Zeichner in die Geschichte eingegangen.
TV-Bericht: Alice Pfitzner
Infos zum Buch:
Franz Kafka: „Die Zeichnungen“
Erschienen am 2. November
Herausgegeben von Andreas Kilcher
Unter Mitarbeit von Pavel Schmidt.
Mit Essays von Judith Butler und Andreas Kilcher.
C.H. Beck Verlag