Der Krimi-König, der aus der Kälte kam
Dunkle Geheimnisse und ungezügelte Rachegelüste, Schuld und Scham, jede Menge Betrug und vor allem Mord – das sind die Zutaten des unumstrittenen Königs des skandinavischen Kriminalromans.
Der norwegische Autor Jo Nesbø hat mit seiner charismatisch-kaputten Hauptfigur namens Harry Hole einen Millionenseller erfunden. Seine Bücher wurden rund 50 Millionen Mal verkauft und in 50 Sprachen übersetzt. Mittlerweile sind 12 Kriminalromane entstanden, seitdem er 1997 erstmals seinen alkoholkranken Hauptkommissar Hole in „Der Fledermausmann“ in die finstersten Abgründe menschlicher Verwahrlosung geschickt hat. Mit Michael Fassbender, Val Kilmer und Charlotte Gainsbourgh wurde sein Roman „Schneemann“ 2017 prominent besetzt verfilmt. Aus seinem Thriller „Der Sohn“ ist derzeit eine Serie für den US-Sender HBO im Entstehen. Die Hauptrolle hat Hollywoodstar Jake Gyllenhaal übernommen, „Blade Runner 2049“ Regisseur Denis Villeneuve setzt die Miniserie über Korruption im Justizsystem in Szene. Und Jo Nesbø ist als Produzent an der Umsetzung beteiligt.
In seinen Büchern weicht Nesbø seit einigen Jahren in Romanen wie „Blood On Snow“, „Macbeth“ oder „Ihr Königreich“ vom Schema seiner Thrillerserien ab - und zwar radikal. Auch in seinem jüngsten Wurf „Eifersucht“, der Anfang November auf dem Buchmarkt erscheint wagt er Neues. Kein Mord im Fjord, sondern mitten in Athen lässt er seinen neuen Kriminalisten ermitteln. Nikos Balli ist ein Spezialist für das Mord-Motiv Eifersucht, das ihn auf die Insel Kalymnos führt.
In seiner Heimat Norwegen war Nesbø ursprünglich nicht als finsteres Gehirn von verwinkelten und sich drehenden Thrillern bekannt geworden. Eigentlich wollte der studierte Ökonom Profi-Fußballer werden, wären nicht seine Knie nach zwei Kreuzbandrissen schon früh lädiert gewesen. Einen Namen macht er sich auch als Musiker. Zusammen mit seinem Bruder Knut gründete er 1992 die Band „Di Derre“, was auf Deutsch „die da“ bedeutet. Zwei Jahre später landete ihr Album „Jenter & Sånn" auf Platz eins der norwegischen Charts und sie spielten jede Woche in derselben Bar. Auch seine Figur „Harry Hole“ liebt die Musik, angefangen von den Sex Pistols über Neil Young bis zu Duke Ellington. Im Leben des erfolgreichen Schriftstellers hat die Musik immer noch ihren Platz. Wenn er von seinen Lesereisen nach Oslo zurückkehrt, gibt er ganz traditionsgemäß mit der Band vor Weihnachten einige Konzerte, die wie eine Sing-along-Party anmuten.
Im westlich gelegenen Nobelbezirk Briskeby empfängt der sympathische Bestseller-Autor Clarissa Stadler ganz privat, zu Hause in seinem Osloer Refugium zum Gespräch.
TV-Beitrag: Sandra Ölz