Ein Kanonenkönig, ein Pelzhändler & die Kunst
Es ist ein Renommee-Projekt, das bescheiden als Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich tituliert wird. Gebaut hat es der britische Stararchitekt David Chipperfield. Der gigantische Zubau soll ein Quantensprung für Zürich und die Schweiz sein, soll die Stadt als internationale Kunstmetropole positionieren.
Der mehr als 200 Millionen Franken teure, puristisch-elegante Bau vergrößert die Ausstellungsfläche um 5000 Quadratmeter. In dem neuen Kunst-Tresor sollen namhafte Sammlungen Platz finden. Eine stammt von Emil Georg Bührle, die der Stadt noch mehr internationales Renommee bringen soll.
Wäre da nicht eine laufende historische Untersuchung. Denn der Sammler ist durch Waffengeschäfte in der Nazi-Zeit zu seinem Reichtum gekommen. Der gebürtige deutsche Selfmademan war 1924 in die Schweiz gezogen und zu einem mächtigen Rüstungsfabrikanten aufgestiegen. Er bediente sich auf dem vom Nazi-Regime infiltrierten Kunstmarkt.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1956 erwarb der „Kanonenkönig“, wie er damals bezeichnet wurde einen mehr als 600 Werke umfassenden Bilderschatz. Gemälde von Paul Cèzanne bis Pierre-Auguste Renoir sollen nun als Publikumsmagnet Besucher ins neue Kunsthaus ziehen. Ist der Kunstbau damit, wie der Schweizer Historiker Erich Keller in seinem neuen Buch thematisiert ein kontaminiertes Museum?
Einen konfliktträchtigen Gegenpol bildet die Kollektion des jüdischen Schweizer Kunstsammlerpaares Werner und Gabrielle Merzbacher. Ihre Anfänge als Sammler gehen auf ihre Vorfahren, die Pelzhändler waren zurück. Die von ihm und der Familie seiner Frau aufgebaute, hochkarätige Sammlung Mayer-Merzbacher, die Werke von Max Beckmann bis Pablo Picasso beinhaltet war lange ein gut gehütetes Geheimnis.
Die Sammlung Merzbacher und die Sammlung Bührle – zusammen erzählen sie die ganze schmerzliche und kriegerische Geschichte des 20. Jahrhunderts.
TV-Beitrag: Igor Basic