Ein Walkürenritt in Mistelbach
Zeit seines Lebens strebt er nach dem Gesamtkunstwerk ganz im Sinne Richard Wagners. Er liebt den Komponisten, versteht sich allerdings nicht als Wagnerianer. Die Kunst verbindet die beiden seelenverwandten Gesamtkunstwerker.

Aktionskünstler Hermann Nitsch ließ es heuer im Sommer auf dem grünen Hügel gehörig tropfen und spritzen. In eine wahre Schütt-Orgie mit 1000 Liter Farbe pro Abend hat der 83-Jährige Wagners „Walküre“ in einer konzertanten Fassung in Bayreuth verwandelt.

In seinem Regenbogenfarbenrausch hat Nitsch die Rhythmen und Klangfarben aus dem Wagnerschen Kosmos in sein szenisches Konzept aufgenommen, ähnlich wie schon 1995 in Jules Massnets „Hèrodiade“ an der Wiener Staatsoper. Als Regisseur versteht sich Nitsch nicht, er sieht sich eher als Dirigent, der eine Partitur realisiert.

Seine „seismografierte Malaktion“, wie er sie selbst nennt zeigt der Universalkünstler jetzt unter dem Titel „Hermann Nitsch Bayreuth Walküre“ in seinem Museum in Mistelbach. Dicht hängen und liegen die Werke vom Boden bis zur Decke. Beinahe hätten die großen Schüttbilder ob der Dimension des Festspielhauses in der Kunsthalle keinen Platz gefunden. Ein fast sakraler Raum ist mit dieser neuen Installation entstanden.

Der „kulturMontag“ besucht Hermann Nitsch in seinem niederösterreichischen Schloss in Prinzendorf und spricht mit ihm über Wagner, sein schiefes Verhältnis zu allen Regie-Bemühungen und sein „Sechs-Tages-Spiel“, das der Kunst-Berserker im nächsten Jahr verwirklichen will.
TV-Beitrag: Harald Wilde