Chroniken einer Kanzlerin
Ihr Leitmotiv: „Wer nicht rackert, verdummt!“.

16 Jahre lang hat sich „Mutti“ Merkel als Bundeskanzlerin für die Deutsche Bundesrepublik ins Zeug gelegt. Jetzt hat sie es bald geschafft, mit 67 Jahren zieht sich Angela Merkel nach der Bundestagswahl am 26. September aus der Politik zurück.

Als sie 2005 ins Berliner Kanzleramt einzog, ließ sie den „Stürzenden Adler“ von Georg Baselitz, den ihr Vorgänger Gerhard Schröder dort hängen hatte, entfernen, um stattdessen hinter ihrem Schreibtisch jenes Bild aufzuhängen, das der Maler Oskar Kokoschka von Konrad Adenauer geschaffen hatte. Sechzehn Jahre später hängt dieser Adenauer immer noch da.

Mittlerweile sind es vertraute Bilder von Angela Merkel und es kursieren noch eine Reihe mehr: als disziplinierte Protestantin, Krisenkanzlerin, talentierte Maschinistin der Macht, als postideologische Pragmatikerin, die eine nachhaltige Prägung durch die DDR erfahren hat. Dort hat sie als Pfarrerstochter gelernt, zu schweigen und Vertrauen gezielt und spärlich zu dosieren. Das erwies sich nach 1989 als enormer, für die Außenseiterin im männerdominierten westdeutschen Politikbetrieb überlebenswichtiger Wettbewerbsvorteil.

In der Kulturwelt gibt es einige Menschen, die Merkel persönlich kennen und mögen. Etwa den Schauspieler Ulrich Matthes, der sie auch als Theater- und Opernkritikerin schätzt. Oder die „Ästhetikerin der Macht“, die französische Fotografin Laurence Chaperon macht schon seit 1999 Fotos von Angela Merkel. Auf ihrem Lieblingsfoto sitzt die Kanzlerin auf einem Stein an der See. Das Wetter schlecht, das Haar zerzaust.

Ein ausgeprägter Sinn für Körpersprache ist für diesen Beruf notwendig, ist auch der Salzburger Fotograf Peter Rigaud überzeugt. Er setzte mehrfach die Weltpolitikerin im Männerzirkus in Szene: Die Bundeskanzlerin im vertrauten Gespräch mit den Großen der Welt und am Rande offizieller Auftritte, im Kreise der Partei, bei kulturellen Veranstaltungen und ganz privat.
Über die Inszenierung von Macht und über ihre politische Amtszeit spricht Claus Peymann live im Studio mit Peter Schneeberger. Der ehemalige Burgtheater-Direktor und Berliner Ensemble-Chef probt derzeit in Wien Eugène Ionescos „Der König stirbt“ in den Kammerspielen.
TV-Beitrag: Sarah Widter