Schrei nach Menschlichkeit
Es ist die Geschichte eines armen Teufels, ein Leidensweg, der es in sich hat. „Intolleranza 1960“ ist das erste Musiktheaterwerk des italienischen Komponisten Luigi Nono, das auf Abschiedsbriefen hingerichteter Widerstandskämpfer basiert.

Flucht, Emigration und Widerstand werden in der Oper verhandelt, die 1961 unter Protest in Venedig in dem Bühnenbild von Emilio Vedova uraufgeführt wurde.

Seinem Werk verpasste der politisch engagierte Venezianer das Datum der Gegenwart. Geschichtliche Ereignisse, Elemente von Einst und Jetzt der 1960er-Jahre vermischen sich zur Tragödie des Individuums in seinem aussichtslosen Kampf nach Befreiung. Wie in einem Stationendrama findet sich der Protagonist in sozialen Zwangslagen von Unterdrückung, Vorurteil und Unversöhnlichkeit wieder: psychologisch, physisch, politisch. Der Skandal bei der Uraufführung entzündete sich nicht an Nonos Musik, sondern am politischen Bekenntnis des Komponisten zum Kommunismus. Die Neofaschisten zürnten, die Inszenierung wurde von Beginn der Vorstellung an ausgepfiffen, sogar Stinkbomben wurden geschmissen.

Für Intendant Markus Hinterhäuser ist es „ein Werk des Humanismus, der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit“, spricht doch Luigi Nono darin von der Gewissheit, dass „der Mensch dem Menschen ein Helfer“ sein muss.

Ein Stück zur Stunde ist es auch für den Stardirigenten Ingo Metzmacher, der den 1990 verstorbenen Komponisten noch persönlich kannte. Für ihn ist Nonos Werk und Vermächtnis so etwas wie ein Leitstern für seine eigene Karriere. Nonos viel zitierter Appell „Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken“ ist und bleibt für ihn maßgeblich.
Ingo Metzmacher ist live zu Gast im Studio.
TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger